Erfahrung ist zu ersetzen! Was hat Mario Götze mit der Studie eines Wirtschaftspsychologen zu tun?

In einem Artikel auf SPIEGEL ONLINE ist von der Studie des Wirtschaftspsychologen Uwe Kanning zu lesen, die auch unsere eigene Betrachtungsweise bezüglich der Auswahl von Kandidaten in Frage stellt.

Bisher ging auch ich davon aus, dass gute Führungskräfte auch deshalb gut sind, weil sie in der Führung von Mitarbeitern mit den Berufsjahren Erfahrung gesammelt haben. Ich selbst habe zu Beginn meiner Karriere sicherlich noch mehr Fehler in der Führung von Mitarbeitern gemacht als ich das heute tue. Auch deshalb glaube ich, dass ich heute eine bessere Führungskraft bin als noch vor 10 Jahren.

Deshalb suchen wir und die meisten der von uns betreuten Unternehmen Führungskräfte, die bereits Erfahrung in der Führung von Teams mitbringen. Uwe Kanning stellt durch seine Studie diesen Grundpfeiler in Frage. Neulinge seien für den Job oft besser geeignet als alte Hasen, so seine Aussage. Entscheidend sei hier, ob jemand über das Potenzial zum Führen verfügt und nicht, ob er das schon einmal gemacht hat.

Das bedeutet, dass man in einem Bewerbungsgespräch noch stärker auf das etwaige Potenzial im Gespräch schauen sollte als auf die Vergangenheit. In unseren Auswahlgesprächen haben wir auch bisher schon darauf Wert gelegt. Dennoch hatten und haben auch biographische Fragen zum Werdegang und zu den Erfahrungen eine große Rolle gespielt.

Heißt das, dass es jetzt alles über den Haufen zu werfen gilt? Wie aussagekräftig ist diese Studie?

Auch nach vielen Diskussionen mit Freunden und Bekannten zu dem Thema bin ich zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen. Deshalb möchte ich das Thema gerne zur Diskussion stellen. Was glauben Sie?

Um mehr Hintergründe zu kennen, dürfen Sie sich den Artikel gerne einmal durchlesen.  http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/studie-zur-kompetenz-von-fuehrungskraeften-erfahrung-zaehlt-wenig-a-897391.html

Ich denke, aus der Studie kann man mehrere Dinge mitnehmen:

  1. Alter und Erfahrung sind nicht das absolute Maß der Dinge
  2. Auch junge Menschen mit dem entsprechenden Potential können Teams führen

Zusätzlich gilt es an den Vorstellungsgesprächssystematiken in vielen Unternehmen zu arbeiten:

3. Den Schwerpunkt des Gespräches auf das Wiedergeben des bisherigen Lebens zu legen, war zwar schon immer suboptimal, jedoch verschärft sich mit dieser Studie diese Erkenntnis zunehmend. Deshalb gilt es vorher zu definieren, was die Erfolgskriterien im jeweiligen Job sind und diesbezüglich vom bisherigen Leben unabhängige Fragen zu stellen.

Das bedingt eine vielfach ganz andere Vorgehensweise und ein viel genaueres Vorbereiten auf die Gespräche als man das vielleicht bisher gemacht hat.

4. Zudem sollte man für neue Talente offen sein. Auch in Top-Sportmannschaften gibt es junge Menschen, die eine ganze – teilweise sogar erfahrenere – Mannschaft zu führen im Stande sind. Ein Beispiel dafür ist Mario Götze, der gerade für 37 Millionen Euro vom BVB zu Bayern wechselt. Würden Sie Mario Götzes Bewerbungsunterlagen anschauen, wenn sie unkommentiert auf Ihrem Stapel an Bewerbungen für die Führung eines Ihrer wichtigsten Teams gelegen hätte?

Wie sehen Sie das? Lassen Sie es mich wie immer wissen!

 

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak

 

4 Gedanken zu „Erfahrung ist zu ersetzen! Was hat Mario Götze mit der Studie eines Wirtschaftspsychologen zu tun?“

  1. Lieber Heiko,
    für mein Dafürhalten ist die Beurteilung der Fähigkeiten zum Führen, sei es in Form von noch unerschlossenem Potential oder auch schon erschlossenem Potential, der relevanteste Aspekt beim Auffinden einer guten Führungskraft. Daraus abzuleiten, dass Erfahrung eine stark untergeordnete Rolle spielt, halte ich aber für falsch. Jemand mit einigen Jahren Berufserfahrung im Führen von Menschen hat i.a. auch mehr Lebenserfahrung und meistens eine stärkere „Erdung“ im beruflichen Kontext.
    Beste Grüße
    Thomas

  2. Lieber Heiko,
    es sagt keiner, dass junge unerfahrene Leute nicht wahnsinnig Potenzial mitbringen können und perfekte Führungspersönlichkeiten sein können. Auch nicht, dass erfahrene Führungspersönlichkeiten auf einmal im fremden dynamischen Umfeld nicht plötzlich versagen können.
    Allerdings ist es Eure Aufgabe geeignete Führungspersonen auszusuchen. Da kann die Führungserfahrung als Indikators für die wahrscheinliche Eignung definitiv genutzt werden. Oder in anderen Worten: Es ist wahrscheinlicher, dass jemand, der bisher gut geführt hat auch weiterhin gut führt, als dass jemand, der noch nie geführt hat, gut führt. Auch wenn es nicht heißt, dass er es nicht kann.
    Man sollte vielmehr anschauen, ob die Aufgabe ähnlich ist, oder eher neue Wege benötigt. Im zweiten Fall denke ich kann die Erfahrung ein Hindernis für kreative Lösungsansätze bzw. Führungsansätze darstellen.
    Und last, but not least: Ja, Du bist alt! 😉

    Viele Grüße,

    Malte

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