Faulenzen auf Kosten anderer: Je größer die Gruppe, desto geringer die Leistung des Einzelnen!

Diese Woche habe ich einen interessanten Artikel von Dr. Michael Busch von der TU in b+p_cmyk_300dpiBraunschweig gelesen, der mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Er kommt darin zu dem Schluss, dass die Leistung des Einzelnen mit der Größe der Gruppe abnähme. Teams unterlägen deshalb der Gefahr des „Social Loafing“ also des sozialen Faulenzens.

Schon vor über 100 Jahren, so Dr. Busch, habe der französische Agraringenieur Max Ringelmann dies bei Tauzieh-Experimenten herausgefunden. Er ließ studentische Gruppen gegeneinander antreten und stellte dabei fest, dass die individuelle Leistung mit der Gruppengröße kontinuierlich abnahm.

Interessant waren für mich die Werte: Ein Einzelner sei in der Lage gewesen, im Schnitt 63 Kg Zugkraft zu entwickeln. Zog er in einer Zweiergruppe waren es nur noch 59 Kg und in einer 7er-Gruppe sogar nur noch 31 Kg.

Diesem Phänomen gaben die amerikanischen Psychologen Bibb Latané, Kipling Williams und Stephen Harkins 1979 den Namen „Social Loafing“. Damit beschrieben sie die Abnahme der individuellen Leistung angesichts der Gegenwart anderer.

Laut Dr. Busch sei dieses „soziale Faulenzen“ inzwischen in mehr als einhundert Studien bestätigt worden.

Ich habe vor Jahren einmal einen sehr interessanten Impulsvortrag zu dem Thema „Im Team geht’s besser!“ gehalten. Dabei ging es darum, dass möglichst viele unterschiedliche Charaktere ein Team stark machen, weil die unterschiedlichen Ansichten den Blick erweitern und jede Stärke im Team vertreten ist.

Den hier beschrieben Aspekt habe ich damals, bei der Vorbereitung des Vortrags, nirgendwo gelesen. In der Personalführungstheorie gibt es zwar den Ansatz, dass die maximale direkte Führungslinie 10 Personen nicht überschreiten darf, aber auch dies wird meist unter kommunikativen Gesichtspunkten beleuchtet.

Ich habe für mich die Erkenntnis gewonnen, dass es wenig Sinn macht, zwei Personen mit fachlich gleicher Eignung an einem Projekt mitwirken zu lassen. Ein Projektteam sollte daher genau aus so vielen Personen bestehen, dass alle zur Lösung notwendigen fachlichen Rollen erfüllt sind. Wer diese Rollen einnehmen soll, hängt dann wiederum von den individuellen Teamrollen ab.

Innerhalb meines eigenen Unternehmens stelle ich mir die Frage, ob es solche Tendenzen auch gibt. Ich denke, teilweise schon, wenn auch der Großteil der Mitarbeiter, durchaus aus eigenem Antrieb, gerne mehr als das Übliche leistet. Dennoch: Ich habe ab und an beobachtet, dass manche wichtigen und nicht delegierbaren Arbeiten am Ende doch vom „letzten“ Glied der „Nahrungskette“, dem studentischen Mitarbeiter erledigt wurden. Das Ergebnis war natürlich entsprechend nicht wie erwartet.

Früher wäre so etwas undenkbar gewesen, weil man es als Chef sofort mitbekommen hätte. Heute bei unserer Unternehmensgröße kommen solche Dinge leider ab und zu vor. Das zeigt mir, dass selbst mittelständische Unternehmen nicht frei von solchen Faktoren sind.

Selbst bei mir stelle ich solche Einflüsse fest. Ziehe ich heute den „Karren“ noch mit demselben Schwung wie vor 16 Jahren als ich das Unternehmen gegründet habe und alleine dastand?

Eine interessante Frage, die mich selbst nachdenklich gestimmt hat.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit diesem Thema? Können Sie die Aussagen von Dr. Michael Busch bestätigen? Lassen Sie es mich wie immer wissen.

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak

P.S.: Anbei noch der Link zu dem Artikel:
http://www.business-wissen.de/index.php?id=9323&ref=nl

 

 

Elite-Läufer und „Finisher“: Was man von großen Marathonveranstaltungen fürs Management lernen kann

Wer mich kennt, weiß, dass ich mich seit einiger Zeit dem Laufsport verschrieben habe. Nach meiner wirklich guten Zeit beim Berlin Marathon musste ich dieses Jahr in Chicago kleinere Brötchen backen. Eine typische Sportlerverletzung hat mich heimgesucht und dafür gesorgt, dass ich in den letzten 6 Monaten nur Alternativsportarten betreiben konnte. Da ich mir aber mit einem Freund vorgenommen hatte, jedes Jahr einen der 6 großen Major Marathons zu laufen, ging es dieses Jahr gegen den ausdrücklichen ärztlichen Rat in die USA.

Da meine selbst gesetzte Zielzeit weit hinter meinen theoretischen Möglichkeiten lag, hatte ich im Zuge des Laufs ganz andere Gedanken als bei einem „normalen“ Rennen. Mir ist aufgefallen, dass es Personen gibt, die ohne Training starten und scheitern. Das sind diejenigen, die nach einigen Kilometern bereits anfangen zu gehen und irgendwann frustriert aufgeben. Das sind die „Selbstüberschätzer“, die man auch in vielen Unternehmen antrifft. Auf der gegenüberliegenden Seite sind die Elite-Läufer, die in für „Normalsterbliche“ unfassbaren Zeiten ins Ziel kommen. Auch diese gibt es im Wirtschaftsleben.

In der normalen Bandbreite gibt es die absolut ehrgeizigen Sportler, die während der Trainingsphase alles geben, um ihr zuvor gesetztes Ziel zu erreichen. Dieses Ziel liegt in einem Spektrum, in der die gesetzte Zeit definitiv niedriger ist als die bisherige Bestzeit. Hier gibt es auch nur den Lauf und sonst nichts. Die Schönheit der Stadt wird nicht während des Laufs genossen, sondern davor oder – falls noch möglich – am Tag danach. Daneben gibt es dann noch diejenigen, die einfach nur ihr Ergebnis halten wollen. Ziel ist es, nicht besser, sondern lediglich nicht schlechter zu werden.

Als letzte Gruppe gibt es dann noch die „Finisher“. Dieser will nur ankommen. Sonst nichts. Das Ziel des Laufs ist es, mindestens gehend die Ziellinie zu passieren. Die Zeit? Egal, Hauptsache geschafft.

Alle diese Typen sind meiner Meinung nach auch beruflich zu finden. Ist das gut? Ich denke inzwischen schon. Das war mir vor diesem Lauf gar nicht so klar. Was wäre ein Marathonereignis ohne Elite-Läufer? Nichts Besonders! Würden sich die „Finisher“ freuen, wenn nicht, wie bei einem solchen Ereignis üblich, fast die Hälfte der Starter vorzeitig abgebrochen hätten? Nein! Brauchen nicht die Ehrgeizigen andere, die sie überholen können? Klar!

So funktioniert das System. Auch das Wirtschaftssystem. Die Elite braucht man als Unternehmen, damit nicht der Einäugige im hausinternen Benchmarking zum Helden avanciert. Deshalb muss man immer Ausschau halten, wo denn die Elite ist. Die großen Laufereignisse, bei denen diese Personengruppe antritt, findet man auch nicht bei lokalen „Großereignissen“. Deshalb gibt es diese Personen auch nicht in jedem mittelständischen Unternehmen. Manche kommen ohne Elite aus, „laufen“ aber doch ganz gut.

In diesen Unternehmen gibt es dann Personen, die diese Elite zum Anlass nimmt, um jeden Tag besser zu werden und nach eigenen Maßstäben und auf dem eigenen Markt zu gewinnen bzw. es nach allen Möglichkeiten der Kunst zu versuchen. Es braucht auch Personen und Unternehmen, die aufgeben, man braucht „Marktbegleiter“, die man auch überholen kann, um wiederum Motivation zu schöpfen und letztlich braucht man auch Unternehmen, die einfach nur ankommen wollen, das aber dann auch tatsächlich tun. Diese zeigen einem, dass es neben dem täglichen Kampf auch Momente gibt, in denen man einfach auch mal das Hier und Jetzt genießen und sich am Glück des Moments erfreuen sollte.

Durch meine Verletzung hat sich meine „Laufrolle“ in Chicago ausnahmsweise einmal geändert. Ich hatte mehr Zeit, den wunderschönen „Lake Michigan“ zu betrachten, die Anfeuerungsrufe der Zuschauer aufmunternd entgegenzunehmen und einfach nur zu laufen.

Das war schön. Das nächste Mal wird es trotzdem hoffentlich wieder etwas schneller :-). „Finisher“ zu sein ist zwar schön, aber auf Dauer nicht mein Ziel.

Wie geht es Ihnen? Gibt es auch Analogien zwischen den Dingen des Alltags und Ihrer beruflichen Wirklichkeit? Lassen Sie es mich wie immer wissen!

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak