Management 2.0 Unternehmen müssen sich ebenso transformieren wie das Internet sich gewandelt hat!

Während einer längeren Flugreise vor einigen Tagen saß ich neben meinem Freund Malte Beinhauer, der Professor für Organisation und Unternehmensführung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken ist. Dabei diskutierten wir einige Ideen und neuere Managementansätze. Ein Aspekt erschien mir hierbei sehr interessant, weil er meinen Blickwinkel etwas änderte. Mit Sicherheit ist es auch für Sie sehr spannend, daher möchte ich das in diesem Blogbeitrag gerne aufgreifen.

Die nachwachsenden Führungskräfte von heute sind mit dem Internet großgeworden. Im Internet 1.0 hat man sich zunächst ausschließlich Informationen besorgt. Google wurde unser Begleiter und ist es für viele Dinge auch heute noch. Über die Zeit hinweg haben viele von uns fast natürlich den Weg ins Web 2.0 gefunden. Plötzlich ist man mit vielen Menschen vernetzt, hat virtuelle Freunde, bedient sich der Meinung von fremden Personen, wenn man seine Urlaubsreise plant und zu diesem Zweck Reiseportale besucht, tauscht sich in Fachforen aus und vernetzt sich über Facebook, Xing, Google+ oder andere Plattformen.

Nun wäre es vermessen zu behaupten, dass sich diese Personen in „traditionellen“ Unternehmen dauerhaft wohlfühlen würden. Die Lebenswirklichkeit sieht einfach anders aus und die Menschen sind anders sozialisiert als es die Personengruppen vor ihnen waren.

Gary Hamel hat das in seinem Buch „The Future of Management“ sehr schön beschrieben. Ich möchte gerne einige Punkte herausgreifen und mit meinen Erfahrungen kombinieren:

  • Menschen sind es gewohnt, eine Stimme zu haben!

Nach einer über HRS oder booking.com gebuchten Übernachtung werden diese z.B. gefragt, wie ihnen das Hotel gefallen hat, sie können auf Facebook Handlungen anderer Personen kommentieren, usw.. Deshalb gibt es diesen auch verstärkt auf der Arbeit. Die Personen kommen mit dem alten Satz, „Du wirst hier zum Schaffen bezahlt und nicht zum Denken oder um deinen Senf abzugeben!“, einfach nicht klar.

  • Jeder ist reichlich mit Informationen versorgt!

Sie können heute kein echtes „Herrschaftswissen“ aufbauen. Der „Flurfunk“ hat Ihre Aussage schon im Smartphone geprüft, bevor Sie mit Ihren Ausführungen fertig sind.

  • Es gibt nur noch natürliche Hierarchien!

und

  • Die Autorität ist fließend und abhängig vom geleisteten Mehrwert!

Die Menschen, die digital sozialisiert sind, orientieren sich anders. Sie glauben bei der Bewertung von Krankheitsbildern Wikipedia mehr als ihrem behandelnden Arzt. Für meine Großmutter war der Arzt eine hierarchisch höher gestellte Person, deren Meinung uneingeschränkt als „wahr“ akzeptiert wurde. Das ist heute anders: Im Kopf der „neuen“ Generation ist der einzige Weg, in der Hierarchie zu steigen, der über die Leistung.

Die Anerkennung muss man sich hierbei über die geleisteten Mehrwerte in jedem Wissensgebiet neu erarbeiten. Ist man in einem Bereich gut, heißt das noch nicht, dass man über eine selbstverständliche Autorität auch in einem anderen Bereich verfügt.

Deshalb gilt für viele Menschen dieser Generation auch der Satz:

  • Leistung zählt mehr als Zeugnisse und Titel!

Hier erlebe ich vor allem in produzierenden Unternehmen ein Aufeinandertreffen der Kulturen. Einigen jungen Menschen wird von ihrem älteren, direkten Vorgesetzten nahe gelegt, dass sie die Weiterbildung zum Techniker oder Meister machen sollten, um weiterzukommen. Haben sie diese dann gemacht, dann sind sie enttäuscht, wenn der jüngere Ingenieur, der über deren Chef steht, schließlich doch jemand anderen befördert, der zwar keinen Titel hat, dafür sich aber nach dessen Meinung eher für die Position eignet. Hier treffen dann Welten und Weltanschauungen aufeinander.

Man könnte mit Sicherheit noch viele Punkte benennen. Jeder Punkt würde nur eines unterstreichen: Das Management muss sich auf die neue Generation einstellen und auch neue Managementansätze entwickeln, die erfolgsversprechend sind.

Das Web 2.0 bedingt über die damit einhergehende Sozialisation auch ein Management 2.0, oder?

Wie ist Ihre Meinung? Was tun Sie? Lassen Sie es mich wie immer wissen!

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak

 

post scriptum:

Hier noch die Quelle für alle diejenigen, die das Thema vertiefen möchten:

Gary Hamel (2007): The Future of Management. Harvard Business Review Press.

Einfacher Ansatz zur Eindämmung der E-Mail-Flut

Immer wieder höre ich von Freunden, Geschäftspartnern oder in den Pausen von Vorträgen, die ich halte: „Schon wieder neue E-Mails. Es ist nicht zu glauben, wie viele unnötige Mails man pro Tag bekommt!“. Im Harvard Business Manager von Oktober 2013 habe ich einen interessanten Artikel gefunden, der sich mit diesem Phänomen beschäftigt hat.

Es ist richtig, dass man als Führungskraft heute sehr viel Zeit damit verbringt, E-Mails zu schreiben. Auf die Anzahl der eintreffenden Mails haben wir dagegen, zumindest unserer Meinung nach, keinen Einfluss. Das ist aber laut diesem Artikel falsch. Grundlage für diese Meinung ist die Analyse bei dem in London ansässigen Unternehmen International Power.

Im vorliegenden Fall hat man die Anzahl der E-Mails gemessen, die pro Tag bei den Mitarbeitern und bei den Vorgesetzten aufliefen. Im Anschluss daran wurden die Führungskräfte im effizienten Umgang mit dem Kommunikationsmittel – und nichts anderes ist die E-Mail – geschult. Es sollten nur noch dann Mails verschickt werden, wenn dies wirklich notwendig wäre. Wäre eine andere Kommunikationsform effizienter, dann sollte diese bewusst gewählt werden. Will man z.B. sicherstellen, dass ein Empfänger den Inhalt wirklich verstanden hat, dann wählt man besser die direkte Kommunikation, bei der Nachfragen sofort gestellt werden können. Das ist bei einem Telefonat oder im Rahmen eines persönlichen Treffens leichter möglich. Des Weiteren sollte die Anzahl der Empfänger reduziert werden. Das kann beispielsweise durch einen sinnvolleren Umgang mit dem „cc-Setzen“ geschehen.

Das Interessante an diesem Versuch war, dass sich durch den bewussten eigenen Umgang mit Mails die Anzahl der geschriebenen Mails tatsächlich um 54 Prozent reduzierte. Der noch viel spannendere Effekt war jedoch, dass der Rückgang auf Mitarbeiterebene sogar 64 Prozent betrug, und das, obwohl diese gar keine Schulung im Umgang mit Mails erhalten hatten. Der Einfluss durch das verbesserte Verhalten der Führungskräfte schlug also in einem noch stärkeren Maße auf die Mitarbeiter durch. Das heißt vereinfacht: Man muss lediglich die Anzahl seiner Mails reduzieren und schon muss man sich selbst mit weniger Mails beschäftigen.

Die Autoren Brown, Killick und Renaud kommen zu einem einfachen, aber offensichtlich wirkungsvollen Fazit: „Schulen Sie Führungskräfte darin, E-Mails bewusster einzusetzen. Bitten Sie sie um eine Zielvorgabe, wie stark sie die Menge der von ihnen verfassten Nachrichten reduzieren möchten. Nehmen Sie diese in die Leistungsbewertung auf. Und geben Sie den Managern wöchentlich Feedback.“

Aus meiner Sicht macht das Sinn und klingt nach einem wirkungsvollen und extrem kostengünstigen Ansatz.

Ein anderes Beispiel: Einer meiner Kunden hat beispielsweise die Regel einführt, dass ein „cc-Setzen“ ein Angebot zum Lesen, aber keine Pflicht beim Empfänger darstellt. Die Mailpostfächer filtern automatisch alle internen cc-Nachrichten heraus und sortieren diese in einen Unterordner des Posteingangs. Wenn der Mitarbeiter Zeit hat, kann er die Mails überfliegen und schauen, was für ihn interessant ist. Der Nebeneffekt dabei war, dass die Betreffzeile auch aussagekräftiger wurde. Will man nämlich erreichen, dass seine Mails auch außerhalb des direkten Adressatenkreises wahrgenommen werden, dann schreibt man auch aussagekräftige Inhalte in diese Zeile.

Wie gehen Sie vor? Was tun Sie, um die Mailflut einzudämmen? Lassen Sie es mich wie immer wissen!

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak

 

Quelle:

Brown, Chris; Killick, Andrew; Renaud, Karen: So dämmen Sie die E-Mail-Flut ein. In: Harvard Business Manager, Oktober 2013, S. 18-19.