Wie manipulieren Sie Ihre Mitarbeiter heute?

b+p_cmyk_300dpiWie manipulieren Sie Ihre Mitarbeiter heute?

 

Ich habe letzte Woche einen sehr interessanten Artikel von Dr. Thomas Wilhelm im Internet gelesen, der die taktischen Spielchen von Vorgesetzten oder Entscheidern, wie wir es sind, einmal auf nette Art und Weise zusammengefasst hat. Ich habe die wichtigsten einmal herausgegriffen und vereinzelt ergänzt, um Techniken, die ich kenne. Kennen Sie die Vertrauenstaktik, die Autoritätstaktik, den Appell ans Solidaritätsgefühl, die Brunnenvergiftung? Ich kannte diese Taktiken nicht namentlich, jedoch wurde mir beim Durchlesen bewusst, dass ich nahezu jede dieser Taktiken bereits angewendet habe.

Keine Angst, wir Entscheider sind nicht böse, wenn wir manipulieren. Es ist manchmal sogar unsere Aufgabe und unser Job. Wenn alle das von selbst machen würden, was wir uns wünschen, dann bräuchte man uns ja gar nicht.

Im Übrigen: Unsere Mitarbeiter manipulieren uns ähnlich. Mir wurde beim Durchlesen auch bewusst, wie oft diese Techniken auch umgekehrt eingesetzt werden.

Aber lesen Sie selbst:

Die Autoritätstaktik

Bei dieser Taktik bezieht man sich auf eine höher gestellte Position. Im Unternehmen kann das bei einer mittleren Führungskraft der Geschäftsführer sein, bei mir als Unternehmer wäre das ein anerkannter Experte, eine „unantastbare“ Persönlichkeit oder sogar eine moralische Instanz.

Beispiele für diese Manipulationsart sind Sätze wie:

  • Wir saßen im Führungskreis zusammen und waren alle, aber wirklich alle der Meinung, dass…
  • Ich habe in einem Buch von Max Mustermann, der mit Abstand bekannteste Experte auf dem Mustergebiet, gelesen, dass…
  • Henry Ford soll einmal gesagt haben, dass… und genau deshalb…
  • In der Bibel stand schon geschrieben…

Das Gemeine an dieser Taktik ist, dass das Gegenüber nun zwei Kontrahenten hat: Sie als Führungskraft und die höhere Instanz. Von diesen beiden ist aber nur eine Person anwesend, was die Sache umso schwerer macht.

Mit dieser Technik kann man seiner Argumentation das notwendige Gewicht verleihen.

Die Gegenseitigkeitsfalle

Bei dieser Technik kommt man dem Wunsch seines Mitarbeiters an einer bestimmten Stelle nach und hofft darauf, dass dieser nach dem „Wie Du mir, so ich Dir“-Prinzip einem auch einen Wunsch nicht abschlagen kann.

Beispiel Gegenseitigkeitsfalle

„Herr Mustermann, ich habe heute übrigens gegen die Meinung meiner Kollegen Ihren Wunsch nach einem iPad durchgesetzt. Heute brauche ich Sie und Ihre Kompetenz einmal: Der Kunde XYZ hat eben eine Anfrage geschickt, die übers Wochenende beantwortet werden muss. Kann ich da auch mit Ihrer Hilfe rechnen?“

Die Evidenztaktik

Bei dieser Taktik wird eine Meinung mit einem vorgeschalteten Satz als absolut logisch dargestellt, auch wenn diese Logik so eindeutig gar nicht ist.

Beispiele Evidenztaktik

  • Ich glaube, es gibt niemanden, der ernsthaft behaupten kann, dass… nicht so ist.
  • Jedem Menschen, der etwas von der Thematik versteht, sollte klar sein, dass…

Das „Gemeine“ daran ist, dass es sehr viel Mut des Gegenübers bedarf, hier trotzdem gegenzuhalten.

Die Garantietaktik

In diesem Fall garantiere ich als Person die jeweilige Richtigkeit der Sache. Das ist deshalb sehr manipulativ, weil mein Gegenüber im Falle des Widerspruchs nun nicht nur die Sache, sondern auch meine Person in Frage stellen müsste.

Beispiele Garantietaktik

  • Bei allem, was ich weiß, kann man nur zu folgendem Rückschluss kommen …
  • Ich kann Ihnen garantieren, dass…

Die Brunnenvergiftung

In diesem Falle vergiftet man eine bestimmte Meinung schon im Vorfeld. Dies macht es dem anderen umso schwerer, diese Position letztlich auch zu beziehen. Diese Technik wenden viele Vorgesetzte dann an, wenn Sie mit Widerspruch oder bestimmten Einwänden rechnen.

Beispiele Brunnenvergiftung

  • Wem der Erfolg des Unternehmens wirklich am Herzen liegt, der wird heute die richtige Entscheidung treffen…
  • Wer nicht dafür ist, der stellt sich bewusst gegen sein eigenes Unternehmen und gegen die Mehrzahl der Mitarbeiter, die in diesem Unternehmen arbeiten.

Bei der Brunnenvergiftung wird sozusagen im übertragenen Sinne das Wasser vergiftet, bevor der andere rein springen kann. Wer springt schon gerne und öffentlich in vergiftetes Wasser.

Die „Wir sitzen alle im selben Boot“-Technik

Als Entscheider kann ich im Grunde mit viele Emotionen spielen, um den Gesprächspartner in meine Richtung zu bringen. Eine sehr gute Taktik ist die „Wir sitzen alle im selben Boot“-Technik. Dr. Wilhelm bezeichnet diese Taktik als „Appell ans Solidaritätsgefühl“.

Beispiele für die „Wir sitzen alle im selben Boot“

  • Herr Mustermann, im Grund sitzen wir beide im selben Boot und sollten daher auch in dieselbe Richtung rudern, wenn wir weiterkommen wollen…

Indirekt ist das sogar eine Kombination zwischen dieser Technik und der Brunnenvergiftung. Sollte das Gegenüber nämlich hier dagegenhalten, dann sitzt er nicht nur nicht im selben Boot, sondern will auch zudem nicht weiter vorankommen.

  • An dieser Stelle ist es ganz wichtig, dass wir alle erkennen, dass wir dasselbe Ziel verfolgen…

Der Ankereffekt

Sehr interessant ist diese Taktik, da sie dem gegenüber zunächst einen Anker hinwirft, der die eigene Meinung sehr deutlich zum Ausdruck bringt und somit unbewusst dazu führt, dass der andere den Weg mitgeht.

Beispiel für den Ankereffekt

  • Viele Studien sagen ja aus, dass Personalentwicklung nur dann Sinn macht, wenn Mitarbeiter wirklich wollen. Vor dem Hintergrund stellt sich für mich die Frage, wie Sie im Jahresgespräch vorgehen wollen? Möchten Sie Ihren Mitarbeiter fragen, ob er sich eine Weiterbildung wünscht oder wollen Sie die Frage allgemeiner formulieren und darauf warten, dass er Sie gezielt auf eine solche Maßnahme anspricht?

Die „Vollstes Vertrauen“-Technik

Bei dieser Technik lobt man den Mitarbeiter für seinen Einsatz und sein Können noch, bevor er die Arbeit überhaupt gemacht hat. Das führt unbewusst dazu, dass der Mitarbeiter diese Erwartung auch erfüllen möchte.

Beispiel für „Vollstes Vertrauen“

  • Ich weiß, dass das keine leichte Aufgabe ist, aber wenn es wirklich jemand in der kurzen Zeit schafft, dann Sie!
  • Ich habe da vollstes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten.

Wie Sie sehen, die Liste ließe sich wahrscheinlich noch erweitern. Vielleicht helfen Sie mir ja auch dabei? Welche Techniken setzen Sie ein?

Lassen Sie es mich wie immer wissen!

Lustig wird es nunmehr sein, zu beobachten, wie meine eigenen Mitarbeiter darauf reagieren. Jetzt kann ja jeder diese Techniken nachlesen. Werde ich nun mit den eigenen Waffen geschlagen? Ich bin sehr gespannt.

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak

Post scriptum

Anbei noch der Link zu dem Artikel, der mich zum Schreiben dieses Blogs beeinflusst hat: http://www.business-wissen.de/index.php?id=9530&ref=&ref=nl

Laufen als Seminarinhalt: Wie plane ich eine „etwas andere“ Personalentwicklungsmaßnahme?

Mit dem heutigen Beitrag möchte ich Ihnen einmal einen Einblick in die Planung und b+p_cmyk_300dpiKonzeption einer eher ungewöhnlichen Personalentwicklungsmaßnahme geben. Ich war lange Zeit kein Freund von teambildenden Maßnahmen und Outdoortrainings. Der Grund hierfür lag darin, dass viele Trainer einfach keine wirkliche Vorstellung davon haben, worauf es im Beruf tatsächlich ankommt.

Viele Veranstaltungen, die ich besucht habe, hatten zwar einen hohen Spaßfaktor, jedoch keinen höheren Nutzwerk als eine gemeinsame Grillveranstaltung. Im Gegenteil: Bei manchen hatte ich den Eindruck, dass ein gemeinsames Zubereiten der Speisen einen höheren teambildenden Charakter hatte als das alleinige Bewältigen des Hochseilgartens.

Incentive- und teambildende Veranstaltungen sind deshalb immer eine heikle Sache. Ich bin ja nicht nur Personalentwickler und verkaufe Trainings, sondern selbst auch Chef eines mittelständischen Unternehmens. Wenn ich eine Personalentwicklungsveranstaltung buche, dann möchte ich auch die Entwicklung meines Personals und auch die Entwicklung von mir selbst als Teilnehmer sehen.

Deshalb muss sich jederzeit im Rahmen der Veranstaltung der Bezug zur beruflichen Realität widerspiegeln und ableiten lassen.

Um einmal eine Alternative zu haben, die Sinn macht, konzipiere ich mit meinem Trainerkollegen Sven Nitschmann jedes Jahr aufs Neue einen Workshop für alle sportlichen Gruppen, der aber auch beruflich zu 100 Prozent verwertbar ist.

Mit einer Marathonbestzeit von 2:40h und als ausgebildeter Outdoortrainer ist Sven der ideale Co-Trainer für diese Art von Veranstaltung. Er versteht es, die beruflichen Ziele und Inhalte, die ich vorgebe, in sportliche Aufgaben zu übertragen.

Damit Sie ein Gefühl dafür bekommen, wie unsere Denkprozesse laufen, schildere ich Ihnen einmal unser Vorgehen:

Was ist das Ziel des Trainings bzw. des Workshops? Was möchte ich erreichen?

Die Zielsetzung des diesjährigen Workshops war es, eine der Grundlagen der Personalführung am eigenen Leib kennenzulernen: die Messbarkeit von gesetzten Zielen und das Ableiten von Maßnahmen daraus.

Wie lief das ab?

Als Aufgabe haben wir das Absolvieren einer sportlichen Herausforderung gewählt. Da unsere Testgruppe aus vielen Hobbyläufern unterschiedlichster Niveaus bestand, haben wir uns für den Halbmarathon in Paris entschieden. Dieser fand am Sonntag, dem 02. März statt und zählt mit über 40.000 Teilnehmern zu den größten Laufveranstaltungen Europas. Da es keine Zeitvorgaben im klassischen Sinne gibt, kommen auch sehr viele Starter ins Ziel. Dieses Jahr haben über 85 Prozent der Gestarteten auch das Ziel erreicht und waren daher zu Recht „Finisher“.

Das lag daran, dass die Strecke auch relativ motivierend und nicht allzuschwer, aber auch – im Sinne der Aufgabe wichtig – nicht ganz leicht war.

Die Veranstaltung selbst ist aber nur Nebensache. Es kann auch der Firmenlauf in Dillingen als Endziel dienen. 5 Kilometer schafft nahezu jeder, der sportlich nicht eingeschränkt ist und trainiert. Wichtig war uns nur, ein festes Event zu haben, auf das man hinarbeiten kann.

Mit jedem Teilnehmer wurde ein leistungsdiagnostischer Test im Vorfeld gemacht. Das haben wir an der Sporthochschule in der Leichtathletikhalle durchgeführt. Danach wusste jeder seinen Maximalpuls, seinen Belastungspuls und seinen derzeitigen Leistungsstand.

Auf dieser Basis wurde in einem Einzelgespräch das individuelle Ziel festgelegt und ein entsprechender Trainingsplan vereinbart. Dieser Trainingsplan war auf 12 Wochen tagesgenau, d.h. jeder wusste, was er wann und wie zu tun hat, um das Ziel zu erreichen.

Im Rahmen der Durchführung stellten die Teilnehmer fest, wie viel Disziplin es braucht, sich daran zu halten. Im Vorfeld haben wir per Zufall die Hälfte der Teilnehmer bestimmt, bei denen wir als Trainer regelmäßig nachhaken, was denn das Training macht und bei welchen wir das bewusst nicht tun.

Nach 6 Wochen gab es ein erstes Zwischenfazit. Um dieses ziehen zu können, gab es wieder einen Leistungstest. „Wer steht wo und warum?“ war dann der Inhalt des Zwischenworkshops. Die Teilnehmer merkten:

  1. Die Teilnehmer, mit denen intensiv gearbeitet wurde – das haben wir in diesem Workshop aufgeklärt – hatten durchschnittlich bessere Ergebnisse gegenüber ihrem Plan erzielt als die anderen, die man „sich selbst“ überlassen hat.
  2. Ausreden halfen nicht: Schlechte Ergebnisse bleiben schlechte Ergebnisse. Das „Warum?“ interessiert niemand.
  3. Rein theoretisch reicht es aus, wenn man in der Halbzeit die Kurve noch bekommt und seinen Trainingsplan noch einmal neu ausrichtet.
  4. Es gibt mit Verletzungen oder geänderten beruflichen Rahmenbedingungen immer wieder Unvorhersehbares, mit dem man umgehen muss. Auch hier zählen am Ende dennoch die Ergebnisse.

Im Nachgang wurden alle Teilnehmer gleichermaßen betreut und gecoacht und es kam, wie es kommen musste:

  1. Alle erreichten ihr gestecktes Ziel oder übertrafen sich selbst. Der Beste kam mit 78 Minuten und der Letztbeste mit knapp unter 2 Stunden ins Ziel.
  2. Alle haben gemerkt, wie wichtig es ist, messbare Ziele zu setzen und diese auch vor dem Ende schon mal darauf zu kontrollieren, ob man auf dem richtigen Weg ist.

Ein O-Ton eines der Teilnehmer spiegelt die Möglichkeit der Übertragung auf den beruflichen Alltag sehr schön wieder: „Jetzt ist mir bewusst geworden, warum einer meiner Mitarbeiter in der Probezeit gescheitert ist. Es lag nicht alleine am Mitarbeiter, sondern auch an mir und meiner Art, diesem Ziele zu setzen und den Weg zum Erreichen auch zu monitoren.“

Was halten Sie von dieser Art Workshop? Haben Sie auch schon mal etwas Ähnliches durchgeführt? Dann lassen Sie es mich wissen!

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak