Was tun, wenn man ein langfristiges Ziel erreicht hat und die Freude darüber langsam verfliegt?

20130813_B-P_320-171_Zuschnitt swImmer wieder gibt es Beispiele aus dem Sport, aus denen man ablesen kann, was passiert, wenn ein großes, lang ersehntes Ziel endlich erreicht ist: Es fällt unheimlich schwer, sich danach für ein neues Ziel zu motivieren!

Im Fußball hat man das oft gesehen: Eine Mannschaft gewinnt nach einer harten Saison die Meisterschaft und rutscht im nächsten Jahr ab. Leicester City in England ist ein gutes Beispiel dafür: Die Mannschaft hat sich über einen langen Zeitraum gepuscht und teilweise sogar „über ihre Verhältnisse“ gespielt. Von außen betrachtet ist die Mannschaft von der Leistung an die Grenzen gegangen. Sie hat es geschafft, in der Euphorie der Siege die Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten und letztlich die Meisterschaft gewonnen. Und nun? Eine Saison später? Der Erfolgstrainer ist inzwischen wegen Misserfolg gefeuert und die Mannschaft spielt im Mittelfeld der englischen Liga. Einzig und allein in der Champions League hat sie es geschafft, temporär an die guten Leistungen der Vorsaison anzuknüpfen. Hier war die Spannung also kurzfristig wieder da.

In meinem Blog „Marathon und Management“ (http://blog.die-besten-fuer-die-besten.com/2016/04/25/marathonvorbereitung-und-management-was-habe-ich-gelernt/) hatte ich bereits angekündigt, dass im Februar 2017 das Ende meiner Major-Serie in Tokio ansteht. 2012 hatten mein Freund und Laufpartner Prof. Malte Beinhauer und ich unseren ersten Marathon in Berlin bestritten. Dies war der Beginn einer Reise, bei der wir jedes Jahr unserem großen Ziel, die sechs bedeutendsten Läufe der Welt mitzulaufen, ein Stück näherkamen.

Für Tokio waren die Voraussetzungen bei uns gänzlich unterschiedlich. Malte war durch einen Plantarfaszien-Riss offiziell nicht einsatzbereit und wollte nur irgendwie die lange anvisierte 6-Star-Medaille bekommen. Er konnte weder im Vorfeld richtig trainieren, noch hatte er die offizielle Freigabe unseres „Mannschaftsarztes“ Dr. Krämer bekommen. Einzig und alleine ein vollständiger Abriss oder der Besenwagen, der in Tokio sehr hart eingesetzt wird, hätten ihn bremsen können. Nach 21,1 Kilometer lockerem Lauf und 21,1 Kilometer konsequentem Walking erreichte er glücklich und gesund in 5 Stunden und 23 Minuten das Ziel und seine Medaille. Ich selbst wollte beim letzten Marathon der Serie noch einmal richtig angreifen. Wer sich schon mal im Winter auf einen Frühjahrslauf vorbereitet hat, weiß, wie hart das ist. Die Herausforderung war, dass der Marathon in Tokio bereits Ende Februar – und nicht wie die meisten anderen Frühlingsläufe erst im April – stattfindet. Das hieß, dass die Trainings noch etwas kälter und dunkler waren…

Das Rennen lief bei mir allerdings sehr gut und am Ende stand eine neue Bestzeit von 2 Stunden und 54 Minuten auf der Uhr. Damit hatte ich meine Zeit von New York nochmals um eine Minute unterboten und war entsprechend glücklich.

Toll an diesem Tag war auch, dass unsere Frauen uns nicht nur bei dieser Reise begleitet hatten, sondern beide in sehr guten Zeiten (3:41h und 3:58h) ebenfalls mitgelaufen waren. Dadurch war im Ziel und bei der anschließenden Feier so ein richtiges Feeling entstanden, dass jetzt alles erreicht war, was wir hatten erreichen wollen.

Doch jetzt 2 Wochen später kann ich wirklich sagen, dass mit diesem Höhepunkt die sportliche Luft etwas raus ist und es unheimlich schwerfällt, sich wieder zu motivieren. Obwohl wir uns schon wieder für den Berlin-Marathon im September angemeldet haben, kann ich mir nicht vorstellen, diesen Lauf richtig ernst zu nehmen. Was soll da kommen? Unter 3 Stunden? Schon geschafft! Berlin? Schon zweimal gemacht!… Alle Fragen, die ich mir stelle, beantworte ich auf diese Art und Weise.

Und ich denke, genauso geht es vielen Menschen auch im Beruf; z.B. dem einen oder anderen Leiharbeiter, der hoch motiviert in das feste Angestelltenverhältnis wechselt und nach Ablauf der Probezeit sein Ziel erreicht hat, dem Angestellten im mittleren Management, der endlich die lang ersehnte Abteilungsleiterposition bekommen hat oder dem Unternehmer, der erstmals eine gewisse Umsatzhöhe geschafft hat. Alle müssen sich konzentrieren, das Level zu halten und weiterzumachen. Nicht das Erreichen ist das Ziel, sondern das Halten.

Dies gilt es, zu verinnerlichen. Nur, wer über Jahre hinweg hungrig bleibt und sich immer wieder neue Anreize setzen kann, ist wirklich erfolgreich.

Beruflich schaffe ich das, indem ich mir immer wieder eine spannende Aufgabe in meinem eigenen Business Development suche, sportlich gibt es in Zukunft eine andere Sportart.

Wie schaffen Sie das? Lassen Sie es mich wie immer wissen!

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak