Ich liebe es, Weihnachtskarten zu schreiben. Mit dem Füller einem lieben Menschen einige nette Worte auf eine Karte aus schönem Papier zu schreiben, hat für mich einen gewissen Stellenwert und soll auch die Wertschätzung diesem Menschen gegenüber ausdrücken.
Bei der Ideensammlung fiel mir ein tolles Zitat des Schweizer Pfarrers und Schriftstellers Kurt Mati auf:
„Die wahre Weihnacht ist nicht die Ware Weihnacht!“
Ein Zitat, das irgendwo das Spannungsfeld zwischen dem Konsum-Weihnachten und dem eigentlichen Grund des Festes, nämlich dem Feiern der Geburt von Jesus Christus.
Wie aber sieht es mit dem Schenken aus wirtschaftlicher Sicht aus? Natürlich lebt ein Großteil des Handels von den 4 Wochen vor Weihnachten; hier wird der größte Umsatz zum Beispiel im Spielwarenbereich gemacht. Das ist kaum wegzudenken.
Dennoch hat das Ganze auch eine Schattenseite: Bekommt man zum Beispiel einen Pullover geschenkt, der einem persönlich nicht gefällt, so steht einem großen Aufwand für Produktion, Transport und Entsorgung z.B. auch des Geschenkpapiers ein sehr geringer Wert gegenüber. Denn den Wert legt nämlich der Beschenkte für sich selbst fest. Da ihm der Pullover nicht gefällt, ist er ihm auch weniger Wert als die Kosten, die entstanden sind. Er selbst hätte niemals das Geld ausgegeben.
Um dies zu vermeiden, schenken viele Personen zu Weihnachten Geld. Auch das empfinde ich als problematisch. Verschenke ich 50 Euro, so könnte jemand das Gefühl haben, er oder sie sei mir nur 50 Euro wert. Das ist allerdings auch nicht richtig, weil mir die Freundschaft vielleicht sogar viel mehr bedeutet.
Was also tun? Hier ist es wie so oft im Leben: Zuhören und hinhören statt vermuten. Die Mehrzahl der Menschen gibt unterjährig so viele Tipps, hinsichtlich dessen, was für sie einen Wert darstellt. Alleine schon die Tatsache, sich dies zu merken und sich an Weihnachten daran zu erinnern, ist schon eine Form der Wertschätzung. Versieht man das mit etwas Persönlichem, wie z.B. einem Brief, so macht man aus einem „normalen“ Geschenk etwas Persönliches und Unkopierbares.
Ich freue mich zum Beispiel sehr über etwas Handgebasteltes von meinen Kindern. Das stellt für mich einen höheren Wert dar, als wenn mir diese etwas im Supermarkt für 10 Euro kaufen. 10 Euro stellt jedoch für meinen 12-jährigen Sohn das Einkommen in Form von Taschengeld von 2 Wochen dar. Ich wüsste also ganz genau, dass ich ihm 2 Wochen Konsumverzicht wert sei und trotzdem ist für mich die persönliche Wertschätzung höher bei etwas, was ihn im Zweifel gar nichts kostet, außer etwas persönlichem Engagement.
Lege ich diese Überlegung zugrunde, so frage ich mich, wie ich mich verhalte. Kaufe ich mich nicht manchmal ein wenig frei? Geld ausgeben ist einfacher als Gedanken machen, die Kreditkarte schneller gezückt, als etwas Persönliches selbst kreiert.
Vielleicht sollten wir einfach einmal den Wert eines Geschenks nicht in Euro messen, sondern anhand der Energie, die der Schenkende in das Machen des Geschenks investiert hat. Ich denke, dann bekommt man einen etwas anderen Blick.
Echte Freude, so glaub ich, entsteht dann eher auf der Seite des Beschenkten. Das ist mir anhand des Beispiels mit meinen Kindern klar geworden. Deshalb versuche ich das dieses Jahr etwas mit einzubauen. Aber falls eines meiner Kinder das jetzt liest: Es gibt auch zusätzlich gekaufte Geschenke… Keine Angst: Neben der „wahren Weihnacht“ wird es auch die „Ware Weihnacht“ geben.
Wie sehen Sie das? Was schenken Sie? Was ist für Sie ein „wert“-volles Geschenk? Ich freue mich wie immer auf Ihr Feedback.
Liebe Grüße und ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest
Heiko Banaszak