Elite-Läufer und „Finisher“: Was man von großen Marathonveranstaltungen fürs Management lernen kann

Wer mich kennt, weiß, dass ich mich seit einiger Zeit dem Laufsport verschrieben habe. Nach meiner wirklich guten Zeit beim Berlin Marathon musste ich dieses Jahr in Chicago kleinere Brötchen backen. Eine typische Sportlerverletzung hat mich heimgesucht und dafür gesorgt, dass ich in den letzten 6 Monaten nur Alternativsportarten betreiben konnte. Da ich mir aber mit einem Freund vorgenommen hatte, jedes Jahr einen der 6 großen Major Marathons zu laufen, ging es dieses Jahr gegen den ausdrücklichen ärztlichen Rat in die USA.

Da meine selbst gesetzte Zielzeit weit hinter meinen theoretischen Möglichkeiten lag, hatte ich im Zuge des Laufs ganz andere Gedanken als bei einem „normalen“ Rennen. Mir ist aufgefallen, dass es Personen gibt, die ohne Training starten und scheitern. Das sind diejenigen, die nach einigen Kilometern bereits anfangen zu gehen und irgendwann frustriert aufgeben. Das sind die „Selbstüberschätzer“, die man auch in vielen Unternehmen antrifft. Auf der gegenüberliegenden Seite sind die Elite-Läufer, die in für „Normalsterbliche“ unfassbaren Zeiten ins Ziel kommen. Auch diese gibt es im Wirtschaftsleben.

In der normalen Bandbreite gibt es die absolut ehrgeizigen Sportler, die während der Trainingsphase alles geben, um ihr zuvor gesetztes Ziel zu erreichen. Dieses Ziel liegt in einem Spektrum, in der die gesetzte Zeit definitiv niedriger ist als die bisherige Bestzeit. Hier gibt es auch nur den Lauf und sonst nichts. Die Schönheit der Stadt wird nicht während des Laufs genossen, sondern davor oder – falls noch möglich – am Tag danach. Daneben gibt es dann noch diejenigen, die einfach nur ihr Ergebnis halten wollen. Ziel ist es, nicht besser, sondern lediglich nicht schlechter zu werden.

Als letzte Gruppe gibt es dann noch die „Finisher“. Dieser will nur ankommen. Sonst nichts. Das Ziel des Laufs ist es, mindestens gehend die Ziellinie zu passieren. Die Zeit? Egal, Hauptsache geschafft.

Alle diese Typen sind meiner Meinung nach auch beruflich zu finden. Ist das gut? Ich denke inzwischen schon. Das war mir vor diesem Lauf gar nicht so klar. Was wäre ein Marathonereignis ohne Elite-Läufer? Nichts Besonders! Würden sich die „Finisher“ freuen, wenn nicht, wie bei einem solchen Ereignis üblich, fast die Hälfte der Starter vorzeitig abgebrochen hätten? Nein! Brauchen nicht die Ehrgeizigen andere, die sie überholen können? Klar!

So funktioniert das System. Auch das Wirtschaftssystem. Die Elite braucht man als Unternehmen, damit nicht der Einäugige im hausinternen Benchmarking zum Helden avanciert. Deshalb muss man immer Ausschau halten, wo denn die Elite ist. Die großen Laufereignisse, bei denen diese Personengruppe antritt, findet man auch nicht bei lokalen „Großereignissen“. Deshalb gibt es diese Personen auch nicht in jedem mittelständischen Unternehmen. Manche kommen ohne Elite aus, „laufen“ aber doch ganz gut.

In diesen Unternehmen gibt es dann Personen, die diese Elite zum Anlass nimmt, um jeden Tag besser zu werden und nach eigenen Maßstäben und auf dem eigenen Markt zu gewinnen bzw. es nach allen Möglichkeiten der Kunst zu versuchen. Es braucht auch Personen und Unternehmen, die aufgeben, man braucht „Marktbegleiter“, die man auch überholen kann, um wiederum Motivation zu schöpfen und letztlich braucht man auch Unternehmen, die einfach nur ankommen wollen, das aber dann auch tatsächlich tun. Diese zeigen einem, dass es neben dem täglichen Kampf auch Momente gibt, in denen man einfach auch mal das Hier und Jetzt genießen und sich am Glück des Moments erfreuen sollte.

Durch meine Verletzung hat sich meine „Laufrolle“ in Chicago ausnahmsweise einmal geändert. Ich hatte mehr Zeit, den wunderschönen „Lake Michigan“ zu betrachten, die Anfeuerungsrufe der Zuschauer aufmunternd entgegenzunehmen und einfach nur zu laufen.

Das war schön. Das nächste Mal wird es trotzdem hoffentlich wieder etwas schneller :-). „Finisher“ zu sein ist zwar schön, aber auf Dauer nicht mein Ziel.

Wie geht es Ihnen? Gibt es auch Analogien zwischen den Dingen des Alltags und Ihrer beruflichen Wirklichkeit? Lassen Sie es mich wie immer wissen!

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak

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