Was ist vom 01. Mai 1886 noch übrig geblieben?

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, griff am diesjährigen ersten Mai Bundeskanzlerin Angela Merkel an und forderte eine Abkehr vom Sparkurs in Europa. Zugleich griff er die Reichen und Mächtigen an. Das Grundgesetz schreibe vor, dass Eigentum verpflichte, jedoch würde das von dieser Personengruppe nicht mehr ernst genommen. Wer mehr habe könne auch mehr Steuern zahlen.

Als ich das hörte, stellte ich mir die Frage, ob das wirklich noch etwas mit den Ursprüngen der Arbeiterbewegung zu tun hat.

Die Geschichte dieses ersten Maifeiertages begann auf dem Haymarket in Chicago 1886. In den USA war dieser Tag schon zuvor als „Moving Day“ bekannt, da zu diesem Zeitpunkt viele Arbeitsverträge beendet bzw. neu geschlossen wurden. Das war vielfach mit einem Wohnwortwechsel verbunden.

Am 01. Mai 1886 traten rund 400.000 Beschäftigte aus 11.000 Betrieben in den Streik, um zu erreichen, dass in den neu geschlossenen Verträgen der 8-Stundentag aufgenommen wird. Die Demonstration in Chicago war mit 80.000 Menschen die größte Zusammenkunft und hielt über den 01. Mai hinweg an.

Am 03. Mai 1886 griffen Polizisten mehrere Streikposten an und töteten sie. Daraufhin kam es zu einem Protest der Arbeiter auf dem Haymarket, dem Heumarkt von Chicago. Als sich die Demonstration dem Ende neigte wurde eine Bombe gezündet. Wer diese zündete ist bis heute unbekannt. Die anwesenden Polizisten gerieten durch die Explosion in Panik, schossen wild um sich. Und trafen dabei ihre eigenen Leute und auch einige Arbeiter. An die Todesopfer wird mit dem Begehen dieses Feiertages noch heute gedacht.

Diese dahinterliegende Geschichte habe ich aber heute in keinen Medien gelesen oder gehört. Es geht um Europa und wie wir Deutschen trotz Rekordsteuereinnahmen noch mehr zur Kasse gebeten werden sollen.

Angesichts von Leuchtturmprojekten wie dem Flughafen Berlin, Stuttgart 21, der Elbphilharmonie in Hamburg und auch dem Museumspavillon in Saarbrücken, wage ich zu bezweifeln, dass mehr Geld auf Staatsseite zu sinnvollen Ausgaben führt.

Eine Arbeiterbewegung sollte dafür kämpfen, dass die Arbeitsbedingungen in Deutschland besser werden, dass junge Menschen auch weiterhin eine Ausbildung machen können, in der sie so viel lernen, dass ihr Betrieb sie im Anschluss sehr gerne übernimmt. Natürlich dürfen sie auch mehr Geld in der Tasche der Beschäftigten fordern.

Stattdessen wird gefordert, dass Deutschland mehr ausgeben als einnehmen soll und diejenigen, die fleißig arbeiten, mehr an diesen „gierigen“ Staat abgeben sollen. Nach den vorliegenden Steuerplänen der Oppositionsparteien gelten viele alleine schon deshalb reich, weil sie ein gutes Auskommen haben, von dem sie allerdings für die Rente vorsorgen, die Raten für die Wohnung oder das Haus bezahlen, Geld für die Ausbildung der Kinder zurücklegen und ähnliches. Was übrig bleibt, hat bei den wenigsten etwas mit „reich“ zu tun.

Ist das durch das historische Vorbild noch gedeckt? Ist das wirklich die Idee hinter dem ersten Mai?

Ich denke nicht! Deshalb rufe ich der Arbeiterbewegung zu: „Schafft den ersten Mai als Feiertag ab oder pflegt die Tradition!“

Was ist Ihre Meinung? Lassen Sie es mich wie immer wissen!

 

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak

2 Gedanken zu „Was ist vom 01. Mai 1886 noch übrig geblieben?“

  1. hallo Herr Banaszak,

    heute morgen hat mich SR 3 interviewt. Frage: ist der 1. Mai als Feiertag noch zeitgemäß?
    Meine Argumentation: Den Feiertag (arbeitsfrei) hat Hitler eingeführt. Am Tag darauf hat er die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände aufgelöst und deren Vermögen beschlagnahmt. Danach hat der Staat die Löhne und Arbeitsbedingungen geregelt.
    Erst unter dem Grundgesetz haben wir mit Art. 9 wieder die Autonomie, Löhne etc. als Bürger (Gewerkschaften und ArbGeb. bzw. deren Verbände) selbst zu vereinbaren. Wir können das auch besser, als der Staat.
    Zu den Themen von gestern: ich stimme Ihnen zu: was ist die Idee ???
    Wie wäre es, wenn wir uns wieder mit der Autonomie der Tarif-Partner beschäftigen. Das heißt: starke Gewerkschaften machen Sinn, aber sie müssen sich gemeinsam mit den ArbGeb auch mal darauf besinnen, wo ihre Verantwortung liegt und ihr Recht aus Art. 9 GG sinnvoll und mit Macht gestalten. Statt dessen rufen sie wieder nach dem Staat !!! (siehe Mindestlohn und Reglulierung von bestimmten Beschäftigungsverhältnissen, z.B. Zeitarbeit) Das ist das Gegenteil von Verantwortung und Mut. Der Staat kann es nicht besser (siehe Ihre Beispiele). Und die Entwicklung im Einzelhandel zeigt, dass schwache Gewerkschaften v.a. die Stärke in ihrer Organisation und ihren Mitgliedern gegenüber nicht aufbringen, das Nötige in Verantwortung zu gestalten. Wir wissen ja: Leute zu Demos (gestern) und Streiks zu bringen, ist einfach. Die Stärke, intern Vernunft und den Sinn eines Kompomisses zu vermitteln, ist viel schwerer.
    Hannah Arend: „viel schlimmer als Feigheit vor dem Feind ist Feigheit vor dem Freund!“
    Viele Grüße
    Joachim Malter

    1. Hallo Herr Malter,

      Danke für Ihren Kommentar. Insbesondere der Aspekt 3. Reich und die Gleichschaltung am 02. Mai ist ein sehr interessanter Aspekt. Wenn man bedenkt, dass die NSDAP nahe Arbeiterorganisation bei den vorangegangen Betriebsratswahlen nur 10 Prozent der Stimmen hatte, dann wird klar, dass es das in den Griff zu bekommen galt.

      Umso erstaunlicher empfinde auch ich es, dass man von Gewerkschaftsseite mache einem „Mehr“ an Staat ruft.

      Starke, verantwortungsvolle Gewerkschaften als Interessenvertretung sind wichtig, als ideologische Posten jedoch braucht sie kein Mensch.

      Gerade im Handel, den Sie selbst ansprechen, nimmt das schon fast kroteske Züge an. Ein Bäcker, der direkt beim Handelsunternehmen eingestellt wird, verdient viel mehr als ein Bäcker, der bei einer Bäckerei angestellt ist. Worin besteht der Unterschied?

      Warum verdient die Kassiererin in Rheinlad-Pfalz mehr als die Kassiererin im Saarland? Hier gibt es noch einen Zuschlag aus Zeiten, in denen die Ware von einem Einkaufswagen in den anderen geräumt wurde, also einer Zeit in der „Kassieren“ eine körperliche Tätigkeit war.

      Es gibt also viel Arbeit, die weit weg ist von „staatstragenden“ Themen.

      Sie sind da ja mehr involviert als ich. Deshalb fallen Ihnen bestimmt noch mehr Details ein.

      Lassen wir uns überraschen, ob hier auch steter Tropfen seinen Zweck erfüllt.

      Herzliche Grüße

      Heiko Banaszak

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