Wir wissen nichts, müssen uns aber langfristig darauf einstellen!

In der Urlaubszeit habe ich es mir seit Jahren angewöhnt, das operative Geschäft hinter mir zu lassen und mich der langfristigen Perspektive meines Unternehmens zu widmen. Da traf es sich gut, dass der Unternehmerverband, dem ich angehöre (BJU – Die jungen Unternehmer), letzte Woche in Dortmund einen Workshop mit dem Thema „Vision 2030 – Heute schon an Morgen denken?!“ durchführte.

Mit zwei Impulsvorträgen begann die Veranstaltung, um uns ins Thema einzuführen. Einer der Redner war Peter Felixberger, einer der führenden Autoren und Publizisten auf dem Gebiet der Beschreibung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Transformation.

Interessant fand ich vor allem, wie wenig offen ich anfangs für das Thema an sich war. Sagte der Referent, dass er glaube, dass der Welthandel aufgrund der Ölknappheit und den damit verbundenen Transaktionskostensteigerungen bei Transport und ähnlichem zurückgehen werde, verneinte ich das innerlich. Sagte Herr Felixberger, dass es im Jahr 2040 voraussichtlich kaum noch Handwerker geben würde, verneinte ich das auch. Anderen Dingen wie Fachkräftemangel und ähnlich stimmte ich innerlich natürlich voll und ganz zu. Es passte in mein Weltbild. Ich will, dass es meinem Unternehmen auch noch in 30 Jahren gut geht, also liebe ich vor allem Thesen, die genau das untermauern.

Nach und nach nahm ich jedoch die selektive Brille ab und begab ich mich auf eine interessante Reise. Was, wenn er recht hat? Wie sieht mein Geschäftsmodell dann aus? Gibt es überhaupt noch Personalberatungen in 30 Jahren?

In den anschließenden Gruppenarbeiten wurden uns Unternehmern Fragen gestellt, die es zu beantworten galt. Wie werden wir arbeiten? Was werden die Herausforderungen sein, denen wir uns zukünftig entgegen stehend sehen? In immer wieder neuen Gruppenkonstellationen kamen wir zusammen. Jeder nahm die Gedanken von seinem Tisch mit zum nächsten und brauchte diese Dinge mit ein.

Als Ergebnis für mich selbst stand am Ende des Tages folgendes fest:

Wir wissen nichts, müssen uns aber darauf einstellen!

Ich glaube, es wird entscheidend sein, langfristig auf kurzfristige Gegebenheiten reagieren lernen. Wir müssen Tendenzen aufspüren und dann unser Unternehmen teilweise in diese Richtung arbeiten lassen. In der Strategieforschung gab es früher zwei Ansätze: Entweder ich stelle mich initiativaktiv auf ein bestimmtes Szenario ein und setze alles auf eine Karte oder ich gehe kontingenzaktiv vor und verteile meine Ressourcen auf unterschiedliche Möglichkeiten.

Doch wer weiß heute schon, was morgen sein wird. Wandel passiert in einer nie dagewesenen Form in einer kurzfristigen Perspektive. Schauen wir uns den Atomunfall in Japan an. Innerhalb von Wochen hat sich die Welt verändert. Oder der Terroranschlag vom  11. September, oder, oder, oder. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Ich persönlich glaube, dass es in Zukunft einen regelmäßigen Wechsel von beiden Strategien kommen wird. Will ein Unternehmen wachsen, dann muss es heute unterschiedliche Pfade zunächst einmal erkunden. Zu einem bestimmten Zeitpunkt gilt es dann, nahezu alle Ressourcen auf eine bestimmte Karte zu setzen und den Markt zu penetrieren.

Man muss innerhalb dieses Prozesses schnell aus Fehlern lernen und Anpassungen vornehmen, den Markt bis zum Reifestadium abschöpfen und dann wieder offen sein für neue Ideen.

Dabei sollte man jedoch nicht seine Kernkompetenzen und seine „Unternehmens-DNA“ vergessen. Man kann nicht alles und wird auch nie alles können.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt habe ich für mich folgende Schlüsse gezogen, an denen ich arbeiten will:

Wenn ich nicht weiß, was kurzfristig passieren wird, muss ich langfristig, die Überlebensfähigkeit meines Unternehmens erhöhen. Dazu gehören meiner Meinung nach folgende Dinge:

  • Offen sein, für neue Ideen

Ich muss dafür sorgen, dass jeder in regelmäßigen Abständen auch mal querdenkt und Althergebrachtes in Frage stellen darf.

  • Kunden genau beobachten

Wie transformieren sich meine Kunden? Wo ist da noch ein Platz für mich?

  • Fehler sind gut und müssen gemacht werden

Ohne eine hohe Fehlertoleranz werden wir die Anpassungsfähigkeit langfristig nicht sicherstellen können. Wir müssen in bestimmten Phasen bereit sein, Fehler zu machen und daraus zu lernen.

  • Abkehr vom Effizienztheorem

Wie ich schon in dem ein oder anderen Blogbeitrag erwähnt habe, bin ich ein Freund von Effizienz. Auch ich will die Dinge, die ich tue, richtig tun. Effizienz ist aber nichts ohne Effektivität. Ich brauche Ressourcen in meinem Unternehmen, die sich ständig die Frage stellen: „Machen wir die richtigen Dinge?“. Hierein muss ich investieren.

Was meinen Sie? Was muss man tun, um das Überleben langfristig sicherzustellen? Oder vertreten Sie die Auffassung eines der Teilnehmer: „Ich kann die Überlebensfähigkeit meines Unternehmens gar nicht sicherstellen, sondern nur meine eigene!“?

Lassen Sie es mich wissen!

Heiko Banaszak

Ein Gedanke zu „Wir wissen nichts, müssen uns aber langfristig darauf einstellen!“

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