Diese Woche feierte der saarländische Unternehmer Franz-Josef Juchem seinen 80 Geburtstag und wurde zu Recht in der Saarbrücker Zeitung für seine Verdienste gewürdigt. Ein Statement von ihm in dem Artikel hat mich sehr nachdenklich gemacht. Er habe den Eindruck, dass die Mitarbeiter heute nicht mehr für ihr Unternehmen kämpfen würden.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich diesen Eindruck auch. Ist es der Egoismus der Mitarbeiter oder schlicht und einfach auch die Tatsache, dass die Unternehmen vielfach ihren Mitarbeitern das Denken und damit das persönliche Einsetzen für „ihr“ Unternehmen abtrainiert haben?
Ein sehr schönes Beispiel an dieser Stelle ist für mich Karstadt. Der ehemals stolze Kaufhauskonzern ist in die Jahre gekommen und hat mit sinkenden Umsätzen und fehlenden Gewinnen zu kämpfen. Vorzeigeobjekte wie das KaDeWe wurden verkauft und auch der Rest wird nun fröhlich zwischen den Investoren weitergereicht. Ich denke, dass viele Mitarbeiter genau wissen, woran es hängt. Diese würden sich auch für das Unternehmen einsetzen, dürfen es aber nicht, weil man ihnen sämtlichen Handlungsspielraum gekappt hat. Irgendwann kommt dann selbst beim engagiertesten Mitarbeiter der Trotz hoch und man macht einfach nur noch das, was einem gesagt wird.
Ein sehr schönes Gegenbeispiel zu diesem „Konzern“ findet sich in unserer Region: Pieper in Saarlouis, eines der wenigen unabhängigen Kaufhäuser, die es in Deutschland noch gibt.
Als ich am Wochenende dort einkaufen war, habe ich als Kunde am eigenen Leib gespürt, wie ein kleines Kaufhaus in Familienbesitz schaffen kann, was ein Konzern nicht hinbekommt: Gewinne in einem hart umkämpften Markt zu erzielen!
Während in Saarbrücken ein Sport Scheck nach wenigen Jahren zu gemacht hat und Karstadt Probleme hat, gibt es in Saarlouis ein Kaufhaus, das sich ein eigenes Intersport-Fachgeschäft „gönnt“, eine der besten Lebensmittelabteilungen des Saarlandes beherbergt, über eine eigene Bäckerei, Konditorei und Metzgerei verfügt und in seiner Küche einen ehemaligen saarländischen Sternekoch wirken lässt. Und das Beste daran: Der Kunde weiß das zu schätzen und lässt das Unternehmen, trotz immenser Personalkosten, immer noch Gewinne erwirtschaften.
Die Leidenschaft und der persönliche Einsatz aller Mitarbeiter sind für den Kunden im Detail spürbar. An dieser Erfahrung möchte ich Sie gerne teilhaben lassen:
Das Wochenende begann, wie so oft Samstags, mit einem Frühstück im dortigen Restaurant. Nikolausbrunch war das Motto, das sich die Mitarbeiter ausgesucht und umgesetzt haben. Neben dem üblichen guten Frühstück gab es frisch gebackene Weckmänner aus der hauseigenen Bäckerei, die noch warm waren als der Nikolaus mit der Glocke durch das Restaurant ging und jedem Kind einen liebevoll von Hand verpackten Apfel mit einer Erd- und einer Walnuss überreichte. Man wird noch bedient und bekommt seinen heißen Kaffee mit einigen netten Worten an den Tisch gebracht und startet so gut gelaunt in das Wochenende.
Nach dem Frühstück gingen wir eine Etage tiefer und sahen denselben Weihnachtsmann vor einer Kaminkulisse sitzen. Hier hatten unsere Kinder die Möglichkeit, ein sofort ausgedrucktes Foto mit ihm und den Kindern mit nach Hause nehmen zu können. Dazu gab es einige persönliche und liebevolle Worte und den Hinweis, dass das Kasperletheater gleich anfinge. Dies haben meine Kinder dankbar angenommen und sich dem Puppentheater von Gabi Kussani, einer der bekanntesten Puppenspieler der Region, zugewendet, während wir fröhlich unsere Runde gedreht und eingekauft haben.
Im Eingangsbereich gab es noch leckere, frischgebackene Zimtwaffeln der Konditorei und die Rotarier sammelten im Erdgeschoss Lebensmittel für einen guten Zweck. Hinzu kam, dass es die über die Grenzen des Saarlandes bekannte Dekorationsabteilung des Kaufhauses schaffte, uns genau in die Stimmung zu versetzen, die man im Weihnachtsgeschäft erleben will: Festtagsstimmung statt Konsumrausch.
Das alles bewirkt aber nicht das Unternehmen, sondern es sind die einzelnen Mitarbeiter des Unternehmens durch ihren persönlichen Einsatz, Leidenschaft und eine gewisse Liebe fürs Detail.
Der Grund, warum man in dieses Kaufhaus und nicht in das anonyme und als Synonym geltende „Karstadt“ einkaufen geht, ist derselbe wie in jedem anderen Geschäft auch: Es sind die Menschen, die hier agieren!
Wenn man sich die Richtigen ausgesucht hat, dann braucht man diesen nur noch den Freiraum zu geben, in dem sie agieren und erfolgreich sein können.
Und wenn man das geschafft hat, dann werden die Menschen auch wieder für ihr Unternehmen kämpfen, weil es nicht irgendein Unternehmen ist, sondern ihre berufliche Heimat.
Wie machen Sie das? Wie fördern Sie Leidenschaft und persönlichen Einsatz in Ihrem Unternehmen?
Lassen Sie es mich wie immer wissen!
Herzliche Grüße und ein gutes Weihnachtsgeschäft
Heiko Banaszak