Ziel bleibt Ziel – Egal, wie sich die Bedingungen verändern!

Wie viele von Ihnen wissen, bin ich am Sonntag in New York beim größten Marathon der

Heiko Banaszak (Autor des Blog www.entscheider-blog.de
Heiko Banaszak (Autor des Entscheider-Blog)

Welt gestartet und möchte auf vielfachen Wunsch hin, meine Erlebnisse dort wieder mit dem Alltag eines Entscheiders in Verbindung bringen.

Im Leben und auch im Beruf setzt man sich Ziele. Im Idealfall sind diese ambitioniert, aber realistisch, spezifisch, terminiert und messbar. Wenn man sich auf ein solches Event vorbereitet, dann setzt man sich auch ein Ziel. Das war bei mir das Knacken der 3 Stunden Marke nach unten. Seit meinem ersten Marathon 2012 in Berlin, bei dem ich aufgrund von Unerfahrenheit 20 Sekunden darüber blieb, war das noch etwas, das ich unbedingt erreichen wollte.

Die Messbarkeit des Ziels war also gegeben: 2:59:59 h oder darunter für 42,195 km! Der Termin stand ebenfalls fest: 02. November 2014.

Angesichts meiner Verletzungsserien und der Herausforderungen der Strecke – New York ist mit über 400 Höhenmetern der schwerste der Major Marathons- war das durchaus auch ein ambitioniertes Ziel, was aber in greifbarer Nähe meiner Leistungsfähigkeit war.

Doch wie es bei langfristig gesetzten Zielen immer so ist: Es gibt Probleme, die sich einem in den Weg stellen. Bei mir waren das 2 Verletzungen: Eine langwierige Achillessehnenreizung und eine leicht wieder aufflammende Schambeinentzündung, die mich im kompletten Jahr 2013 lauftechnisch stark zurückgeworfen hat.

Solange immer noch ein Hauch an Realismus da ist, darf man meiner Meinung nach sein Ziel nicht verändern. Das gilt nicht nur im Sport! Man muss jede Chance nutzen, die sich bietet und auch einmal nach rechts und links schauen, ob es Lösungen gibt. Hier danke ich medizinisch meiner privaten Krankenversicherung, die mein Ausprobieren finanziell möglich gemacht hat, meinem Orthopäden Frank Krämer und meinem Mesotherapiespezialisten Peter Kessler, die meinen Trainingsplan durch ihre Therapieansätze am Leben erhielt. Des Weiteren danke ich meiner Frau für das notwendige Verständnis, meine Verrücktheit an dieser Stelle zu ertragen.

Ich musste immer wieder auf kleinere Rückschläge reagieren und mein Trainingskonzept anpassen. Hierbei behielt ich aber meine Zielzeit immer wieder im Auge. Der gerade Weg war verstellt, also muss man über Ecken laufen. Das dauert länger, das Engagement muss erhöht werden, aber es kann funktionieren. Statt Laufen waren dann oft Radfahren und Crosstrainer angesagt, um die Verletzungen nicht schlimmer werden zu lassen.

Irgendwann war der Tag der Entscheidung da und das Wetter war so wie es war: 4-6 Grad über Null und Nordwestwind mit einer Windstärke von 18-21 km/h. Nordwest bedeutet auf dieser Strecke, die kein Rundkurs ist, sondern von Staten Island zum Central Park führt, 35 km Gegenwind und 7 km Rückenwind.

Die Bedingungen waren also alles andere als ideal. Das zeigt auch die Einlaufzeit des späteren Siegers Wilson Kipsang, der mit einer Zeit von 2:10:59 h die schlechteste Gewinnerzeit seit 18 Jahren lief.

Ich stellte mir morgens die Frage, ob ich meinen Rennplan verändern sollte. Sollte ich die Zeiten nach unten schrauben?

Vor solchen Fragen steht man auch als Unternehmer immer wieder. Top-Mitarbeiter verlassen das Unternehmen, Kunden brechen aufgrund von Insolvenzen weg oder gehen zur Konkurrenz, das Glück hat sich ohne es anzukündigen gegen einen gestellt oder die Weltwirtschaft bricht ein. Soll man nun seine Jahresziele anpassen?

Ich persönlich tue mich immer schwer damit. Ein Ziel bleibt ein Ziel. Man hat seine Kostenplanung so ausgerichtet und auch die Weichen so gestellt. Verändern sich jetzt die Rahmenbedingungen, dann muss man schnell reagieren. Kann man es nicht, dann hat man strategisch schon im Vorfeld einen Fehler gemacht, weil man dieses Szenario nicht durchdacht hatte.

Für mich gilt aber auch im Beruf: Solange ein Ziel noch einen Hauch an Erreichbarkeit beinhaltet, solange muss man mit ganzer Kraft versuchen, es auch zu erreichen. Das kostet natürlich mehr Kraft als geplant, aber so ist es nun einmal.

Ich blieb also bei meinem Ziel und konzentrierte mich darauf, einen Weg zu finden, es auch zu erreichen. Statt eines negativen Splits – man läuft die erste Hälfte etwas langsamer als die zweite -, entschied ich mich dafür, es schnell, aber nicht zu schnell anzugehen. Statt auf Zeiten zu schauen, wollte ich meinen Puls im Auge behalten. Deshalb lief ich die mörderischen Brücken mit den vielen Höhenmetern langsam hoch und ganz schnell runter, anstatt zeitlich konstant zu bleiben.

Je länger das Rennen dauerte, umso mehr sah ich diese Strategie aufgehen. Das Schöne am Laufen und an den neuen Pulsuhren ist, dass man ständig weiß, wo man sich befindet und was es zu tun gibt, um weiter auf Kurs zu bleiben.

Ich genoss die Menge und die Stimmung. Ich versuchte meine Aufmerksamkeit nicht auf den Schmerz und Wind zu richten. Am Ende stand ein neuer Rekord auf der Uhr: 2:55:48 h. Ich hatte mein Ziel erreicht.

Hätte ich mein Ziel vor dem Start nach unten geschraubt, da dieses aufgrund der bestehenden Bedingungen schwierig zu erreichen erschien, dann hätte ich diesen Moment des Glücksgefühls beim Überqueren der Ziellinie nie genossen.

Das Beispiel hat mir wieder einmal gezeigt, dass eine akribische Vorbereitung und eine Strategie die Grundlage für Leistung sind. Man sollte auch im Verlauf immer in der Lage sein, die Vorgehensweise flexibel an die „echten“ Gegebenheiten anzupassen; das, was man aber nie tun sollte, ist, sein Ziel zu verändern, solange es noch den Hauch einer Chance gibt, es zu erreichen.

Sehen Sie das ähnlich oder ganz anders? Lassen Sie es mich wie immer wissen!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen auf der Schlussgerade des Jahres 2014 „Viel Erfolg!“ beim Erreichen Ihrer Jahresziele.

Herzliche Grüße

 

Heiko Banaszak

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