Fallstudie „Effiziente Weihnachten“ – Macht Optimieren wirklich immer Sinn?

140204_Heiko_BusinessWir schreiben das Jahr 2015. Trotz einem guten Ergebnis in 2014 wurde der Weihnachtsmann angehalten, in seinem Laden für Effizienz zu sorgen und weiter zu optimieren. Die Erwartungen an ihn waren natürlich sehr hoch, hatte er in den letzten Jahren doch viel erreicht.

Er hatte zum Beispiel mit dem Christkind zusammen gesessenen und mehrere Dinge in Angriff genommen: Die Routen wurden optimiert und Doppelbelieferungen ausgeschlossen. Das Christkind lieferte nun in die Gebiete, die an das Christkind glaubten; zu allen anderen fuhr der Weihnachtsmann. Die Streckenführungen wurden mit Google Earth optimiert, sodass effiziente Weg- und Flugstrecken herauskamen. Der Weihnachtsmann selbst hatte sich einer Diät unterzogen, damit er noch schneller durch die Schornsteine rauschen konnte, und die Menschen wurden mit intelligenter Internetwerbung und durch das Aufstellen von Lebkuchen im Supermarkt schon ab September dazu animiert, sich langfristig schon nicht-verderbliche Geschenke zu wünschen, damit die Weihnachtselfen bereits im Oktober mit dem Packen beginnen können.

Des Weiteren wurden die Rentiere so gut trainiert, dass sie problemlos das doppelte an Gewicht ziehen und doppelt so schnell fliegen können wie noch vor 10 Jahren. Rentiere, die das Rentenalter erreicht haben, wurden nicht mehr ersetzt. Das wäre ohnehin schwierig geworden, da inzwischen keiner mehr als Rentier im Saisongeschäft arbeiten möchte. Gute und geeignete Rentiere studieren stattdessen inzwischen lieber den Bachelorstudiengang „Rentierhaltung“ und fügen aufgrund einer fehlenden Jobperspektive das Masterstudium „Rentiermanagement“ an.

Im letzten Jahr war die Auslieferung der Weihnachtsgeschenke deshalb schon ein Ritt nicht „auf dem Schlitten“, sondern „auf der Rasierklinge“. Ein krank gewordenes Rentier wurde durch einen Leiharbeitselch ersetzt, den man erst einmal für das Fliegen einarbeiten musste. Das hat Zeit gekostet, die nur dadurch aufgefangen werden konnte, dass die anderen Rentiere unbezahlte Überstunden gemacht haben. Der Sinn am Weihnachtsfest hat aber alle zusammengehalten und dazu geführt, dass es irgendwie dann doch gegangen ist.

Inzwischen hat aber das Management gewechselt und fordert noch mehr von den Verbliebenen. Man hat auch einige wirklich gute, langgediente und mit dem Weihnachtsfest verbundene Elfen gefeuert, weil diese den teilweise unsinnigen Kurs öffentlich kritisiert und die eingeschlagene Richtung bezweifelt haben.

In der Mitarbeiterumfrage hat sich das darin widergespiegelt, dass kaum noch jemand an das Weihnachtsfest insgesamt glaubt. Die von einem externen Trainer danach durchgeführten Workshops haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht, da man auch hier nicht den besten, sondern den Unternehmenskulturtrainer mit der besten Powerpointpräsentation und dem niedrigsten Preis verpflichtet hat.

Als der Weihnachtsmann dieses Jahr über seinen Kennzahlen sitzt und über Synergieeffekte und Quick-wins nachdenkt und dabei Benchmarkstudien des Osterhasen wälzt, kommen nahezu stündlich Wunschänderungen herein. Unternehmen wie Zalando, eBay und Amazon halten sich einfach nicht an die alten Regeln und kommerzialisieren dank der Paketdienste DHL, dpd, Hermes & Co. das Weihnachtsfest immer mehr. Das hat zu einem veränderten Wunschverhalten der „Kunden“ beigetragen und die Wunsch-„Bestellung“ immer komplizierter werden lassen.

Der Weihnachtsmann könnte natürlich mit Liebe und Wärme zum Fest dagegenhalten, was er auch vorgeschlagen hat. Dieser Vorschlag wurde aber vom Management mit der Begründung abgelehnt, dass die Shareholder einen angemessenen Return on Invest in Form einer üppigen Dividende erwarten würden.

Die Fragen, die sich hier stellen, sind:

  • Ist das Weihnachtsfest noch zu retten?
  • Was würden Sie als Weihnachtsmann tun?
  • Welche Parallelen gibt es zu Ihrem Unternehmen?

Lassen Sie mich die Antwort wie immer wissen!

Liebe vorweihnachtliche Grüße

Heiko Banaszak