Florian Reus wird vom Namen her unter den Lesern dieses Blogs den Wenigsten etwas sagen. Bei ihm handelt es sich um einen Sportler, auf den ich durch Zufall auf Facebook aufmerksam wurde und dessen Karriere ich seither mit Begeisterung verfolge. Im Sommer nun hatten eine kleine Gruppe und ich die Gelegenheit, ihn persönlich im Rahmen einer privaten Vortragsveranstaltung in meinem Garten bei einem gepflegten, saarländischen Grillabend kennenzulernen. Diese Begegnung hat die Anwesenden nachhaltig stark beeindruckt und auch im Nachgang zu einigen Anregungen geführt.
Zu den Fakten: Florian ist 1984 geboren und hat im Frühjahr 2015 als erster Deutscher den Weltmeistertitel im 24 Stundenlauf in Turin gewonnen. Auf einem 2-Kilometer-Rundkurs laufen die teilnehmenden Läufer exakt 24 Stunden. Wer am weitesten gekommen ist, hat gewonnen. Florian ist in diesem Jahr mit 263,9 km überragend Weltmeister geworden. Für all diejenigen, die sich nichts darunter vorstellen können: Das sind 6 ¼ Marathons hintereinander mit einer Zeit weit unter 4 Stunden je Marathon. Sein Lohn für die Strapazen: ein Pokal und eine Urkunde. Kein Preisgeld!
Beim Grillen hat er uns Bilder des Laufes gezeigt und seine Gefühlswelt während der 24 Stunden beschrieben. Das Interessante dabei war: Er hat an diesem Tag alles durchlebt, was ein Entscheider im Rahmen seines Berufslebens durchleben muss. Höhen und Tiefen, die Angst zu versagen, Glücksmomente, Schmerzen, Motivationshochs, aber auch -tiefs. Und das alles nur aus einem einzigen Grund: Er wollte unbedingt gewinnen! Hierbei ging es nicht um Geld, es ging alleine um das Gefühl, es geschafft zu haben.
Ich fand einen Satz von ihm sehr bezeichnend: Zwischendurch lag offensichtlich sein härtester Konkurrent, ein Japaner, 12 km vor ihm, was in etwa einem Zeitvorsprung von 1 Stunde entspricht. Normalerweise würden viele Menschen genau in diesem Moment ihren Traum an den Nagel hängen, einen Gang zurückschalten und auf das nächste Jahr hoffen. Florian hat natürlich auch ähnliche Gedanken gehabt, hat sich dann aber gesagt, „Wir haben noch mehr als 8 Stunden vor uns… Da kann noch viel passieren!“ . Und so war es dann auch: Der vermeintlich sichere Vorsprung schmolz und der Japaner bekam körperliche Beschwerden, die ihn nach langem, harten Kampf zum Aufgeben zwangen.
Wir haben im Berufsleben auch oftmals noch mehr als 8 Stunden Zeit, einen vermeintlich uneinholbaren Vorsprung aufzuholen. Wir müssen es nur tun und unser Ziel niemals aus den Augen verlieren. Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.
Interessant fand ich auch die Aussage von Florian, dass er bei einigen vorangegangenen 24-Stundenläufen nach mehr als 10 Stunden aufgeben musste, weil er einfach Probleme hatte. Nicht nur körperlich, manchmal auch mental. Er sei in ein Loch gefallen und da einfach nicht mehr herausgekommen. Diese Erfahrungen hätte er aber machen müssen, um beim nächsten Mal zu wissen, wie er damit umgeht. Wenn man sich das einmal vorstellt… Man ist bereits mehr als 100km gelaufen und gibt dann einfach auf. 100 Kilometer, Schmerzen, nicht nur in dem Moment, sondern auch noch die Woche(n) danach. Das alles dann letztlich, ohne ein Ergebnis einzufahren.
Im Prinzip geht es uns in der Akquise doch auch manchmal so: Wir kämpfen, schreiben Angebote, diskutieren mit dem Kunden oft wochenlang. Und dann bekommen wir manchmal ein „Nein, wir haben uns für einen Ihrer Wettbewerber entschieden!“. Daraus gilt es, Rückschlüsse zu ziehen und immer weiter zu machen. Wenn man einen Traum hat, dann muss man kämpfen. Wenn der Plan beim ersten Mal nicht aufgegangen ist, dann eben beim zweiten Mal. Man muss nur daraus lernen und weiter trainieren und an sich arbeiten. Vielleicht muss man seinen vermeintlich guten Trainingsplan umstellen und korrigieren, aber man darf eines nicht verlieren: Sein Ziel aus den Augen!
Florian hat uns an diesem Abend davon berichtet, dass er in diesem Jahr noch den Spartathlon laufen möchte. Das ist ein Lauf über 246 Kilometer von Athen nach Sparta. Dieser gilt als das „Wimbledon“ der Ultraläufer. Auch diesen hat er in 23:17h gewonnen und ist damit der erste Mensch, der in einem Jahr Weltmeister und Gewinner dieses Laufes wurde. Sein Lohn diesmal: ein Lorbeerkranz und eine Urkunde.
Geld scheint wohl nicht die Motivation zu sein, Leistung zu erbringen. Es bleibt zu hoffen, dass es ihm so geht, wie den meisten Entscheidern: Erst die Leistung bringen und dann den Lohn dafür kassieren.
Ich wünsche ihm viele Vortragsveranstaltungen zu guten Honoraren. Wir hatten das Glück ihn noch für eine bescheidene Summe an diesem Tag zu hören und das in einem sehr privaten Umfeld mit vielen wertvollen Tipps.
Eine ganz wichtige Erkenntnis für mich ist, dass Niederlagen und tiefe Phasen der Frustration einfach dazugehören. Das Ziel zu erreichen, entschädigt aber für alles, was war! Wenn ich mir die emotionalen Bilder von Florian beim Gewinn der beiden Veranstaltungen anschaue und mir meinen Gesichtsausdruck beim Erreichen eines geschäftlichen Ziels vorstelle, dann hilft mir das, weiterzumachen und dranzubleiben.
Im Zuge des Eindrucks der Veranstaltung mit Florian wurde ich gebeten, eine Veranstaltung mit der deutschen Ultramarathon-Legende Jürgen Mennel zu sponsern. Jürgen, den ich im Nachgang auch persönlich näher kennengelernt und mit dem ich mich auch privat inzwischen austausche, läuft seit mehr als 20 Jahren im Durchschnitt jeden Tag einen Marathon. Sein Vortragstitel war: „Ausdauer und Permanenz als zentrale und universelle Erfolgsfaktoren!“
Er hat es im Prinzip auf den Punkt gebracht, was nicht nur Extremsportler, sondern auch jeden erfolgreichen Entscheider auszeichnet: Ausdauer und permanentes Arbeiten an seinen Zielen! Das sind die zentralen Erfolgsfaktoren. Verfügen Ihre Führungskräfte auch darüber? Wenn nicht, sollten Sie sich einmal Gedanken darüber machen und sich im Zweifel mit Personen umgeben, die ähnlich gestrickt sind, wie Sie es offensichtlich sind!
Wie sehen Sie das Thema? Ähnlich? Lassen Sie es mich wie immer wissen!
Liebe Grüße
Heiko Banaszak