Alleinerziehende Mütter bzw. alleinerziehende Väter als potenzielle Mitarbeiter

Lebensmodelle ändern sich mit der Zeit. Laut statistischem Bundesamt sind 29 Prozent aller Eltern bis 34 Jahre alleinerziehend. 60 Prozent aller Alleinerziehenden sind berufstätig. Warum stellen sich so wenige Arbeitgeber auf diese Zielgruppe ein?

Die Vorteile lägen auf der Hand: Es gibt einfach sehr wenige „Mitwettbewerber“ um diese Personengruppe. Die meisten Unternehmen scheuen sich, aus Angst vor möglichen Fehlzeiten durch Krankheiten der Kinder, vor der Einstellung. Das macht diese Mitarbeiter jedoch zu einer sehr treuen und loyalen Gruppe, sofern man ihre Bedürfnisse entsprechend berücksichtigt.

Der Mittelstand stöhnt sehr häufig darüber, dass es den Großunternehmen immer häufiger gelänge, Mitarbeiter abzuwerben, weil diese aufgrund der sozialen und monetären Leistungen sowie einem besseren Arbeitgeberimage einfach interessant seien. Deshalb hat ja auch tendenziell eher der Mittelstand ein Fachkräfteproblem als der ein oder andere Konzern.

Ein Beispiel:
Eine 28-Jährige hat ihren Bachelor-Abschluss in BWL gemacht und danach 2 Jahre als Prüfungsassistentin bei einem der BIG-4 Wirtschaftsprüfungsunternehmen gearbeitet. Gerade nachdem sie begann, sich auf die Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-Prüfung vorzubereiten, wurde sie schwanger und bekam ihr erstes Kind. Leider hielt die Beziehung nicht wie geplant für immer, sondern nur bis zum 7. Monat der Schwangerschaft.
Diese junge Frau möchte arbeiten, kann dies jedoch aufgrund des hohen Reiseanteils nicht in ihrem alten Job tun. Die Versorgung des Kindes ist über einen Krippenplatz sowie durch die Großeltern sichergestellt. Die Mobilität ist durch ein eigenes Auto gegeben. Die gewünschte Arbeitszeit pro Woche soll etwa 30 Stunden betragen. Das Gehalt ist ihr nicht so wichtig, weil sie weiß, dass ihre Situation nicht gerade auf große Resonanz am Arbeitsmarkt stoßen wird.

Hier haben wir nun also eine tolle Bewerberin für den Bereich Finanzen- und Rechnungswesen für einen Mittelständler. Hochausgebildet, durch die fast 3-jährige Beratungstätigkeit könnte sie sehr gute Impulse geben. Diese Frau würde sich unter anderen Umständen wahrscheinlich gar nicht erst bei einem 100-Mann-Unternehmen bewerben; stattdessen müsste dieses Unternehmen mit einem Kandidaten leben, der eben nicht „erstklassig“ wäre.

Warum überlegt man also nicht, gerade für diese Zielgruppe – ich hätte alternativ auch einen Mann beschreiben können – eine gewisse Flexibilität zu entwickeln. Das ginge ganz einfach und täte auch nicht wirklich „weh“:

  • Flexibler Arbeitsbeginn mit kleineren „Kernarbeitszeiten“, beispielsweise von 10 Uhr bis 15 Uhr
  • Einräumung von 10 Homeofficetagen pro Jahr, die flexibel und kurzfristig genommen werden können
  • Arbeitgeberzuschuss zur Kinderbetreuung (für den Mitarbeiter steuerfrei)

Das Schöne daran wäre, dass man hier tatsächlich nicht in Konkurrenz zu den Unternehmen stünde, die einem normalerweise die guten Mitarbeiter abwerben bzw. bei denen sich diese selbst bewerben. Hier sind eine solche Flexibilität und das individuelle Eingehen auf die Bedürfnisse des Mitarbeiters nämlich schwer umsetzbar.

Interessant ist natürlich, dass man bei einer solchen Mitarbeiterin die Fluktuation für die nächsten 14 Jahre nahezu ausschließen kann. Bis das Kind absolut selbstständig ist, wird diese Frau die Flexibilität zu schätzen wissen und im Unternehmen bleiben.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht? Lassen Sie es mich wie immer wissen!

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak

2 Gedanken zu „Alleinerziehende Mütter bzw. alleinerziehende Väter als potenzielle Mitarbeiter“

  1. Top! Schöner Artikel. Ich möchte noch hinzufügen, dass Mütter i.d.R. ihre Fähigkeiten wie: sich organisieren, sich strukturieren, das Zeitmanagement oder auch das berühmte „Multi-Tasking“erlernen, bzs. ausbauen.
    Für Arbeitsgeber daher sehr rentabel: Mütter schaffen i.d.R. ihr komplettes Pensum (und mehr) im vorgegebenen Zeitrahmen – ohne Schwätzchen am Kopierer und Raucherpausen – da sie wissen, um 17 Uhr schliesst die KiTa.
    Schade, dass bei vielen AG immer noch eine andere Meinung vorherrscht.

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