„Sinodirektoren“ – Eine neue Managerriege ist geboren, aber noch nicht von „den Eltern“ zu 100 Prozent angenommen!

Vor kurzem hatte mein Geschäftsführerkollege bei unserem Schwesterunternehmen Personalglobal ein eigenartiges Erlebnis.

Um diese Geschichte zu verstehen, benötigen Sie einige Hintergrundinformationen:

Personalglobal beschäftigt sich mit der Vermittlung von bi-kulturellen chinesischen Fach- und Führungskräften, die sowohl in China als auch in Deutschland studiert haben. Meist haben diese jungen Menschen bereits ein erstes Studium in China erfolgreich absolviert und studieren dann in Deutschland ein zweites Mal, um ihr Wissen in einem Masterstudiengang zu vertiefen. Das Schöne für uns Deutsche ist, dass bei uns meist nicht der „chinesische Geldadel“ studiert, sondern diejenigen, die sich das teure Studium in England oder den USA nicht leisten können.

Diese Studenten kommen in ein Land, das hinsichtlich seiner Strukturen und der Sprache weit vom Eigenen entfernt ist, beißen sich hier durch, lernen nebenbei noch eine fremde Sprache und schließen oft mit einer wirklich guten Note ab.

Für unsere Personalberatung sind nun gerade diejenigen interessant, die sich nicht nur während ihres Studiums, sondern auch danach weiter durchgebissen haben. Die besten Kandidaten konnten dadurch in Deutschland eine Führungsposition erlangen und führen heute aufgrund ihrer Leistung eigene Mitarbeiter direkt oder zumindest indirekt in Projektverantwortung.

Für diese Gruppe hat mein Kollege Dr. Tobias Busch den Begriff des „Sinodirektors“ geprägt. Damit bezeichnen wir Menschen, die einen chinesischen Ursprung haben und nun als Führungskraft sowohl in der deutschen als auch in der chinesischen Welt agieren können. Da es aufgrund der harten Kriterien nur eine ganz begrenzte Anzahl davon gibt, sind sie sehr begehrt. Schon eine einzelne Person mit dem „richtigen“ Profil kann einem deutschen Unternehmen einen immensen Vorteil im Chinageschäft einbringen. Dieser Mehrwert kann auf Produktions-, Einkaufs-, Finanz- oder Vertriebsseite liegen, manchmal aber auch ganz banal darin bestehen, dass ein kluger und fachlich kompetenter Insider seiner Geschäftsführung China „erklärt“. Diese „Sinodirektoren“ mit ihren Stärken, Wünschen und Bedürfnissen zu kennen, ist das Kapital von Personalglobal.

Nach einem Vorstellungsgespräch mit einem solchen Top-Performer unterhielt sich mein Geschäftsführerkollege mit dem Personalleiter unseres Kunden und fragte nach dessen Meinung. Die Antwort lautete: „Für einen Chinesen war er super!“.

Zum besseren Verständnis: Der Kandidat war in China einer von 2 Jahrgangsbesten an einer der renommiertesten Hochschulen des Landes und hat danach in Aachen studiert und promoviert. Später hat er die Chinaaktivitäten eines erfolgreichen Wettbewerbers aufgebaut und leitet diese seit 6 Jahren. Dabei ist er Vorgesetzter von fast 20 deutschen und über 100 chinesischen Mitarbeitern.

In Wahrheit ist dieser Mann also nicht nur „für einen Chinesen super“, sondern wäre auch in einem französischen, amerikanischen oder deutschen Umfeld ein absoluter Top-Kandidat.

Mein Fazit lautet daher: Wir sollten mehr von der Einstellung unserer heranwachsenden Kinder übernehmen und bei der Einschätzung von Menschen nicht ständig in Nationalitäten denken. Mit Sicherheit hat es ein Deutscher in Deutschland leichter, Vertrauen zu erwerben, aber Gleiches gilt natürlich für jedes andere Land.

„Sie müssen verstehen, dass man in China einem Chinesen mehr vertraut als einem Deutschen“, teilte uns ein befreundeter Beraterkollege in Shanghai vor einigen Wochen entschuldigend mit, nachdem er in wenigen Minuten ein bürokratisches Problem für uns gelöst hatte, an dem wir zuvor als „Ausländer“ gründlich gescheitert waren.

Natürlich gibt es auch noch sehr „chinesische Chinesen“ ebensso wie es einige sehr „deutsche Deutsche“ gibt. Aber wir haben mit unseren Steuergeldern an unseren Hochschulen diese neue Spezies der „Sinodirektoren“ ausgebildet, die deutscher als so manche Deutsche denken. Wie bereits im Titel erwähnt: Wir haben diese Gruppe Menschen mit „auf die Welt gebracht“ und sollten sie nun auch wie „unsere Kinder“ annehmen.

Großunternehmen, wie Beiersdorf, wo der Ex-Lanxess Personalchef Zhengrong Liu gute Chancen auf den nächsten Vorstandsposten hat, haben dies längst als Chance erkannt. Liu wurde übrigens als Student vom Chemiekonzern Bayer beim Chinesisch-Unterricht entdeckt. Ob er von dem erwähnten Personalchef entdeckt worden wäre? Ich wage es zu bezweifeln!

Der Mittelstand hingegen tut sich noch schwer. Wir sollten unsere Chancen nutzen und den gut ausgebildeten Ausländern in Deutschland etwas zutrauen – es wird sich lohnen!

Wie ist Ihre Erfahrung? Lassen Sie es mich wie immer wissen!

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert