Der dominante Daumen – Körpersprache lesen zu können, schadet nicht!

Ich habe in den letzten Wochen wieder einige Personalführungsseminare gehalten, bei denen auch das Thema Körpersprache einen gewissen Raum eingenommen hat.

Einem interessanten Aspekt möchte ich an dieser Stelle einmal meine Aufmerksamkeit widmen: Dem Daumen!

Der Daumen ist unser Dominanzfinger. Er ist von der Kraft, die er entfalten kann, der stärkste Finger der Hand. Er ist es, der auch schon im alten Rom darüber entschied, ob einem Gladiator das Leben „geschenkt“ wurde oder eben nicht.

Im Bereich der Körpersprache symbolisiert der Daumen ebenfalls die Dominanz. Sehr schön zu beobachten bei Menschen die unter dem „kleinen Mann Syndrom“ leiden, d.h. bei Menschen, die versuchen mehr zu sein als sie tatsächlich sind oder unter Minderwertigkeitskomplexen leiden. Diese haben sehr häufig die Hände verschränkt und recken den Daumen in die Höhe. Auf Bildern ist das meist sehr gut zu erkennen. In Samy Molcho’s Standardwerk „Körpersprache“ heißt es wörtlich: „Wenn eine so überaus ichbezogene Person sich zurückzuhalten versucht, werden zwar die Hände mit den Finger verschränkt – doch die gestreckten Daumen halten den Dominanzwunsch aufrecht.“

Aber auch jeder andere erlebt sich in Situationen, in denen er unbewusst über den hochgestreckten Daumen „Dominanz“ zeigen will. Ich selbst beobachte mich dabei, dass ich in Besprechungen den Daumen um die Tischkante lege. Das passiert mir unbewusst in Situationen, in denen ich gerne etwas sagen möchte, aber aufgrund meiner Rolle oder der jeweiligen Gesprächssituation noch nicht darf.

Was kann man daraus lernen: Körpersprache ist ein sehr interessantes Feld. Ich persönlich empfehle zunächst einmal, mit dem „lesen lernen“ zu beginnen. Schauen Sie sich bei youtube ein paar Videos von Samy Molcho an. Er ist aus meiner Sicht heraus der glaubwürdigste Körpersprachetrainer im deutschsprachigen Raum. Danach beobachten Sie in Besprechungen, in Vorstellungsgesprächen oder ähnlichen Situationen ihr Gegenüber. Kreuzen Sie Ihre Erfahrungen mit Ihrem Wissen und Sie werden schnell feststellen, wie eindeutig die Signale oftmals sind.

Ich beispielsweise frage gerne in Vorstellungsgesprächen: „In einem Ihrer Zeugnisse gibt es ein paar Redewendungen, die nicht so 100-prozentig zu dem passen, wie ich sie hier erlebe. Gab es da irgendwelche Vorkommnisse?“ Sie merken an der körpersprachlichen Reaktion, ob Sie weiterfragen sollten oder ob es sich nicht lohnt. Überhaupt können Sie aus der Sitzhaltung sehr viel herauslesen. Auch der Händedruck ist interessant: Dominante Personen ziehen die Hand ihres Gegenübers leicht in die eigene Richtung. Menschen mit hohem „Entertainmentfaktor“ halten die Hand zeitlich länger als es für die Mehrzahl angenehm ist. Wie Sie sehen, es gibt viel herauszufinden.

Für viele von uns ist Körpersprache zur „Fremdsprache“ geworden. Aus meiner Sicht heraus gilt es, diese Sprache wieder stärker zu erlernen. Zunächst einmal sollte man sie verstehen können, denn als Ursprung menschlicher Verständigung ist sie so tief in uns verwurzelt, dass sie elementare Informationen über die innere Stimmung und Haltung und die wahren Gefühle vermittelt.

Insbesondere Menschen, die Mitarbeiter führen, werden feststellen, dass nur ein Teil der Kommunikation verbal stattfindet. Unmut äußert sich zunächst meist körpersprachlich. Wird das nicht erkannt, weitet es sich über die fallende Arbeitsleistung auf die Stimmung aus.

Welche Erfahrungen mit dem Thema Körpersprache haben Sie gemacht? Lassen Sie es mich wie immer wissen!

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak

post scriptum

Das Buch, das ich als „Erstklässlerfibel“ empfehle ist: Samy Molche, Körpersprache, München (Mosaik)

3 Gedanken zu „Der dominante Daumen – Körpersprache lesen zu können, schadet nicht!“

  1. Meiner Erfahrung nach ein sehr spannendes Thema. Ich habe bei den letzten beiden Hauptmessen am Vortag eine Kurzschulung zum Thema Körpersprache für unseren Außendienst und alle weiteren Kollegen, die auf dem Messestand tätig sind, organisert („Wie wirke ich auf den Kunden? Welche Singnale sendet der Kunde aus? …“). Das war sehr aufschlussreich und unterhaltsam und wurde auch direkt umgesetzt (und untereinander auch immer kontrolliert). Ob das der Grund für den höheren Messeumsatz war, lässt sich aber leider nicht herausfinden.

    Beste Grüße
    Markus Hodyas

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