Personalentwicklung heißt, ich tausche sichere Auszahlungen gegen unsichere Einzahlungen

Diese Woche bin ich wieder einmal gefragt worden, ob sich denn die Schulung und die Investition darin auch wirklich rechnet.

Das ist eine interessante Frage für einen vertriebsorientierten Kommunikationstrainer. Ich habe natürlich mit einer Gegenfrage geantwortet, um nicht selbst in die Verlegenheit zu kommen, laut lachen zu müssen: „Was denken Sie denn, was ich jetzt aller Voraussicht nach antworte?“

Lassen wir einmal die witzigen Hintergründe beiseite. Tatsächlich ist jede Personalentwicklungsmaßnahme unsicher. Niemand kann im Vorfeld sagen, ob sie sich rechnen wird. Warum? Weil die Maßnahme von vielen Faktoren abhängt. Hier nur eine kleine Auswahl:

1. Vom Trainer selbst:

a)      Beherrscht der Trainer selbst das Thema?

b)      Ist der Trainer in der Lage, das Thema didaktisch und methodisch zu vermitteln?

c)       Ist der Trainer von der Gruppe bezüglich seiner Kompetenz und auch menschlich akzeptiert?

 2. Von den Teilnehmern:

a)      Haben die Teilnehmer Lust auf das Thema?

b)      Wollen die Teilnehmer etwas lernen?

c)       Haben die Teilnehmer formuliert, welche Erwartungen sie selbst hinsichtlich des Seminars oder des Workshops haben, sodass sich der Trainer eventuell im Hinblick auf die Inhalte darauf einstellen kann?

3. Von den jeweiligen Vorgesetzten:

a)      Gibt es klare Ziele, die mit dem Seminar verfolgt werden?

b)      Wissen die Teilnehmer konkret, wie die Erwartungen ihres Chefs sich in Bezug auf eine mögliche Verhaltensänderung oder Wissenserweiterung von Ihnen durch das Seminar verändern wird?

c)       Sitzt der Chef mit im Seminar und weiß nachher deshalb auch genau, wie er seine Mitarbeiter darüberhinaus betreuen und führen muss, damit das Ziel auch erreicht wird?

d)      Führt er im Nachgang auch tatsächlich entsprechend?

Die Liste ließe sich natürlich beliebig erweitern. Je konkreter man sich im Vorfeld darüber Gedanken gemacht hat, umso „sicherer“ werden auch die „unsicheren Einzahlungen“ im Nachgang.

Ich kann keinen Mitarbeiter in ein Seminar schicken ohne dem Trainer vorher klare Hausaufgaben hinsichtlich meiner Erwartungen mit auf den Weg gegeben zu haben. Genauso wenig kann ich meinem Mitarbeiter vorwerfen, er habe nichts im Seminar gelernt, wenn ich ihm nicht vorher auch gesagt habe, was ich hinterher von ihm erwarte.

Ich persönlich glaube, dass Personalentwicklungscontrolling weit mehr ist als ein Fragebogen nach einem Seminar. Interessant ist nämlich, dass darin immer wieder die Aussage, „Das Seminar hat meinen Erwartungen entsprochen.“ auf einer Skala von „1=Nein“ bis „5=Absolut“ zu bewerten ist:

Ich mache aber zu Beginn eines Seminars gerne eine Erwartungsabfrage und höre sehr oft den Satz, „Ich lasse mich mal überraschen!“.

Wenn ein solcher Satz fällt, weiß ich, dass der Chef ein hohes Risiko eingeht und viel Geld investiert ohne alles dafür getan zu haben, dass es wahrscheinlich eine entsprechende Auszahlung geben wird.

Was meinen Sie? Sehen Sie das ähnlich? Wie gehen Sie vor, wenn Sie einen Mitarbeiter in ein Seminar schicken oder dieser sich selbstständig für eines anmeldet?

Lassen Sie es mich wie immer wissen!

Liebe Grüße

 

Heiko Banaszak

2 Gedanken zu „Personalentwicklung heißt, ich tausche sichere Auszahlungen gegen unsichere Einzahlungen“

  1. Hallo,
    bei uns wird vorher abgewägt, wer fachlich für das jeweilige Seminar in Frage kommt und dann mit dem Mitarbeiter vorher auch der Ablauf und die Erwartungen besprochen. ER muss dann auch selbstkritisch sagen, ob er das Erwartete und Erlernte nach dem Seminar in der Lage umzusetzen

    1. Hallo,

      das ist doch genau das, was aus meiner Sicht heraus wichtig ist. Ich finde die Frage auch gut: Bist Du in der Lage, das Erlernte auch hinterher umzusetzen?

      Hier geht es um den Mehrwert des Seminars für das Unternehmen! Klasse!

      Liebe Grüße

      Heiko

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert