„Der Kunde ist nicht König, sondern Partner!“

Die Reaktion auf meinen letzten Blog war sehr interessant. Nicht der Teil, in dem es darum geht, die Kundenbedürfnisse zur Grundlage seiner Prozessgestaltung zu machen wurde als interessant empfunden, sondern der Teil, in dem es darum ging, unproduktive Kunden „den Laufpass“ zu geben.

In dieser Härte will ich mich aber nicht verstanden wissen. Es geht vielmehr darum, bei unproduktiven Kunden dafür zu sorgen, dass diese wieder produktiv werden. Erst wenn das nicht möglich ist, sollte man Konsequenzen daraus ziehen.

Dennoch erreichten mich auch einige Mails, in denen mir Geschichten von dreisten Kunden erzählt wurden. Aus diesem Grund möchte ich im Rahmen dieses Blogs die Gelegenheit nutzen, um einmal meine Sicht auf die Dinge zu schildern.

Für mich persönlich ist ein Kunde nicht König, sondern Partner. Ich mache mir unheimlich viele Gedanken darum, wie ich meinem Kunden helfen kann und warum meine Dienstleistung das wert ist, was sie wert ist. Zielsetzung ist, dass ich mehr bringe als ich koste. Ab diesem Moment bin ich also dessen Partner. Er braucht mich und ich brauche ihn.

Das versuche ich auch vertrieblich so umzusetzen. Ich rede locker mit meinem potenziellen Kunden und verspreche nichts, was ich nicht halten kann. Ich erzähle die Wahrheit und denke, dass das gut ankommt.

Darauf habe ich schon interessante Reaktionen erlebt. Auf die typische Frage der Sekretärin bei der Kaltakquise, „Worum geht’s denn?“ antworte ich ganz gerne kurz und trocken, „Ich möchte Ihren Chef gerne als Kunden für unser Unternehmen gewinnen!“ und bin danach einfach ruhig. Kein Verkäuferblabla! Nichts! Einfach nur Ruhe!

Interessant ist, dass dann vielfach tatsächlich eine kurze Schockstarre auf der anderen Seite eintritt. Diese kurze Ehrlichkeit ist für die Sekretärin ungewohnt und genau das ist es, was ich interessant empfinde. Offensichtlich ist das ehrliche Vorgehen eher die Seltenheit.

Von Zeit zu Zeit lasse ich mir Verkäufer, die bei uns anrufen und eine Dienstleistung anbieten, gerne auch mal durchstellen. Hier gibt es zwei Typen:

  • Typ 1 ist derjenige, der von hinten unten nach oben vorne will, wenn Sie verstehen, was ich meine…hier aber lieber auf die Titulierung verzichte. Dieser Typus behandelt mich seiner Meinung nach als „König“. Allerdings als einen, der sich seine Show anhören will bzw. muss. Ich bekomme den gleichen Auftritt zu hören, wie schon der „König“ vor mir. Das langweilt mich zu Tode, denn er ignoriert mich als Person und meine Bedürfnisse.
  • Typ 2 ist der Lügner, der auf die Frage, „Sie wollen mir bestimmt nur etwas verkaufen, oder?“ antwortet, „Nein, ich will mich nur mal bei Ihnen vorstellen!“. Er beginnt also mit einer Lüge, weil er glaubt, ich sei nicht ganz hell und würde das nicht bemerken. Auch hierbei fühle ich mich nicht als König, sondern als jemand, den der Hoffnarr versucht, für dumm zu verkaufen. Was ein König mit denjenigen damals gemacht hat, dürfte allseits bekannt sein.

Ich selbst mag selbstbewusste Verkäufertypen, die sich darüber klar sind, was sie anzubieten haben, die aber auch verinnerlicht haben, dass der Grad zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz ein schmaler ist.

Ich will, dass man mir sagt, was ich davon habe, wenn ich dem Anrufer einen Termin gebe. Ich will nicht viel, nur einen kleinen Vorteil gegenüber dem, was ich heute schon habe. Die Stunde, die ich für den Termin investiere und den Kaffee, das Wasser und die Kekse, die ich anbiete, sollten sich lohnen.

Kant hat in den Erläuterungen seines kategorischen Imperativs einmal geschrieben: „Denn vernünftige Wesen stehen alle unter dem Gesetz, dass jedes derselben sich selbst und alle andere niemals bloß als Mittel, sondern jederzeit zugleich als Zweck an sich selbst behandeln solle.“

Genauso gehe ich auch im Vertrieb vor. Wenn ich akquiriere, akquiriere ich als Partner, der seinem möglichen Kunden einen Nutzen stiftet. Und wenn dieser mir dann im Anschluss an einen Termin tatsächlich einen Auftrag erteilt, ich mein Versprechen auch halte, dann bin ich mir sicher:

Dieser Kunde will auch nicht als König behandelt werden, sondern als Partner, mit dem man jederzeit fair und offen kommuniziert. Und sollte es dann wirklich einmal Diskussionsbedarf geben, dann wird man sich einig, denn schließlich hätten beide einen Nachteil, wenn die Beziehung zerbrechen würde.

Was meinen Sie? Sehe ich das richtig?

Lassen Sie es mich wie immer wissen!

Herzliche Grüße

 

Heiko Banaszak

6 Gedanken zu „„Der Kunde ist nicht König, sondern Partner!““

  1. Hallo Herr Banaszak,

    sehr interessante und richtige Sicht des Verkaufens / der Kundenbeziehung – stimme Ihnen prinzipiell zu.

    Allerdings gibt es auch genuegend Sekretaerinnen / potenzielle Kunden, welche nach dieser Ehrlichkeit antworten, sie wollten nichts kaufen, sprich sich nicht auf neue Pfade einlassen wollen, da die ausgetretenen, gewohnten Pfade ja so gemuetlich sind!

    Herzliche Gruesse
    Dirk Rosenkranz

    1. Hallo Herr Rosenkranz,

      Das stimmt, alle werden sich nicht darauf einlassen. Der große Vorteil aber ist, dass man bei diesem Vorgang mit erhobenen Haupte aus der Nummer raus kommt. Wer sich nicht klein macht ist hinterher auch noch genauso groß wie vorher :-)

      Liebe Grüße

      Heiko Banaszak

  2. Guten Morgen Herr Banaszak,
    wie immer ein sehr lesenswerter Beitrag. Bin allerdings bei dem (gedanklichen) Versuch, diese ehrliche Vorgehensweise auch erfolgreich für den Aufbau einer langfristigen zwischenmenschlichen Beziehung nutzen zu können, zu dem Ergebnis gekommen, dass es eher kontraproduktiv sein könnte, beim allerersten Kontakt mit der zukünftigen „Königin des Herzens“ gleich mitzuteilen, dass man sie als Frau fürs Leben gewinnen möchte.:-)

    Viele Grüße
    Thomas Pitz

    1. Hallo Herr Pitz,

      das stimmt! Es gibt tatsächlich Situationen, in denen man nicht allzustark „auf die Tube“ drücken sollte, um interessant zu bleiben.

      …aber Sie haben Recht. Das Werben um eine Frau hat auch etwas mit Vertrieb zu tun, insbesondere dann, wenn es sich um einen echten „Key Account“ handelt 😉

      Liebe Grüße

      Heiko Banaszak

  3. Hallo Herr Banaszak,

    zunächst: Wie gewohnt ein erstklassiger Beitrag dem nichts entgegen noch hinzuzusetzen ist, bis auf daß ich aus meinen Erfahrungen den „Typ 1“ nur geringfügig konkretisieren möchte.

    Nämlich in Bezug auf Herkunft und Art der Vertriebsbranche.

    Einem potenziellen Kunden beim ersten Kontakt soviel Honig mit Lob und Ehr-Huldigungnen um den Mund zu schmieren daß er entweder ausrutscht oder unter der Decke schwebt, ist eine gängige Praxis des MLM, Massenvertriebs.

    Den Jüngern wird schon fast in der Mentalität einer Gehirnwäsche eingebläut, daß der Kunde nur zu loben und zu würdigen ist. Alles was der Kunde tut, sagt, besitzt – egal was immer es auch ist, es ist immer toll und stets lobend zu erwähnen.

    Sprich: Klinkenputzer die auf gnadenlose Kalt-Aquise getrimmt sind

    Die fatale bei diesem Spektakel ist jedoch, dass diese „Verkäufer“ in ihrer Persönlichkeit soweit manipuliert sind, daß die sich für absolute Voll-Profis halten und nicht mehr bemerken können, daß sie zum Inbegriff penetranter Unglaubwürdigkeit geworden sint.

    Vieleicht kann jemand sogar meine Erfahrung bestätigen, daß es eigentlich fast nur beim Typ 1 und dann auch noch in sehr häufigen Fällen zu einer patzig bis aggressiv wirkenden Reaktion kommt, wenn man diese Verkäufer abblitzen lässt.

    Im Hintergrund steht aber leider traurigerweise ein knallhartes und menschenverachtendes System aus Druck, Angst und Erniedrigung.

    Ein seriös arbeitendes Unternehmen, daß aus Überzeugung hinter seinen Produkten und Leistungen steht, braucht sich um den Absatz keine Sorgen zu machen und hätte demzufolge auch keinen Bedarf an diesen „Profis“.

    Herzlichst,
    Ihr
    David Eckert

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