„Ich mach’s wie der liebe Gott! Der lässt sich auch nicht so oft blicken und hat trotzdem ein gutes Image!“

Das obige Zitat stammt nicht von mir, sondern von Bernd Stromberg, einer meiner Lieblingsfernsehfiguren. Ist es wirklich die Tatsache immer erreichbar zu sein, um jederzeit auf die Bedürfnisse und Fragen seiner Mitarbeiter eingehen zu können, oder eben genau das Gegenteil, nämlich die Fähigkeit, Mitarbeiter zum richtigen Zeitpunkt auch mal alleine ein Problem tatsächlich bis zum Schluss lösen zu lassen?

Ich denke, dass gerade Mitarbeiter in Berufen, die kopflastig sind, das heißt in denen mehr mit dem Kopf als mit den Händen gearbeitet wird, vor allem über zwei Dinge verfügen müssen, um erfolgreich für das Unternehmen arbeiten zu können: Fachwissen und das Urvertrauen, dass dieses Fachwissen hilfreich ist, ein Problem zu bewältigen.

Menschen, die schon oft mit Hilfe ihrer eigenen Fähigkeiten einen Erfolg erzielt haben, sind lösungsorientierter als diejenigen, denen immer geholfen wurde. Letztere stehen immer wieder vor einem Problem und sind es einfach nicht gewohnt, nach einer Lösung Ausschau zu halten. Bisher kam ja immer jemand, der ihnen im Zweifel geholfen hat. Deshalb ist diese Fähigkeit verkümmert.

Warum fördert man also nicht in erster Linie auch diese Fähigkeit bei seinen Mitarbeitern, indem man ihnen eine Aufgabe gibt, die sie selbstständig, gewissenhaft und erfolgreich lösen sollen?

Wie man das geschickt machen kann? Schildern Sie doch einfach bei der nächsten Teambesprechung das Problem, das es innerhalb der Abteilung als nächstes zu lösen gilt. Dann definieren Sie konkret die daraus resultierende Aufgabe und bitten Ihr Team, hierzu einen Vorschlag zu machen. Das Team hat dafür einen festgelegten zeitlichen Rahmen. Dann gehen Sie aus dem Raum und überlassen Ihren Mitarbeitern den Rest. Lassen Sie diese sich „Ihren“ Kopf machen. Wenn Sie glauben, dass deren theoretisches Fundament zu schwach ist, dann schulen Sie es erst und verlassen dann den Raum.

Immer wieder höre ich Vorgesetzte sagen: „Wenn die wüssten, was ich alles zu tun habe, dann wollten die gar keine Führungskraft mehr werden!“. Warum wissen deren Mitarbeiter denn nichts über die Gedankengänge ihres Chefs? Weil er sie nicht daran teilhaben lässt.

Wie haben Sie denn Fahrradfahren gelernt? Sind Ihre Eltern ständig neben Ihnen her gelaufen und haben darauf geachtet, dass Sie nie hinfallen? Wurden Ihre Stützräder erst demontiert, nachdem Sie zwei Jahre bewiesen haben, dass Sie alle Verkehrsregeln perfekt beherrschen und absolut sicher fahren? Hat man Ihnen ständig Tipps gegeben, was Sie noch besser machen können?

Hoffentlich nicht, denn dann wären Sie heute nicht der Fahrradfahrer, der Sie sind. Ihnen würde Fahrradfahren vermutlich keinen Spaß machen, Sie hätten vielleicht sogar Angst hinzufallen und Ihr Selbstbewusstsein hinsichtlich dieses Freizeitsports wäre nur gering ausgeprägt.

Warum aber ist das anders? Ihre Eltern haben Ihnen das „Nötige“ beigebracht und Sie danach Ihre eigenen Erfahrungen machen lassen. Sie sind hingefallen, aufgestanden und weitergefahren. So haben Sie auf schmerzvolle Art und Weise gelernt, dass man die Vorderbremse nur zart dosiert in Kurven einsetzen sollte und Bordsteinkanten in steilem Winkel anzufahren sind. Na und? Jetzt können Sie es und brauchen Ihre Eltern nicht mehr!

Warum aber gehen viele Vorgesetzte bei Ihren Mitarbeitern wie gluckenhafte Eltern vor, bemuttern diese, geben alles vor und halten im Zweifel noch Händchen bei der Arbeit? Das Schlimme ist: Warum beschweren sich ausgerechnet diese Führungskräfte darüber, dass Ihre Mitarbeiter so unselbstständig sind?

Vielleicht hat ja Stromberg Recht und man muss sich wirklich ab und zu mal eben nicht blicken lassen! Und vielleicht stimmt ja dann auch der Spruch, den viele Mitarbeiter sagen: „Komisch… Wenn der Chef in Urlaub ist, läuft es bei uns rund!“

Was meinen Sie? Lassen Sie es mich wie immer wissen!

Herzliche Grüße

 

Heiko Banaszak

3 Gedanken zu „„Ich mach’s wie der liebe Gott! Der lässt sich auch nicht so oft blicken und hat trotzdem ein gutes Image!““

  1. Da steckt eindeutig aber auch die Frage drin, was unterscheidet ein einfachen Mitarbeiter von einer Führungskraft? Einige werden jetzt sagen, die Erfahrung,
    Andere vielleicht, die Bildung also ob etwa ein akademischer Abschluss die Führungskraft vom gemeinen Mitarbeiter trennt. Ich sage es ist vor allem die Entscheidungsfähigkeit und die Fähigkeit zum selbstständigen denken und
    handeln und natürlich auch die Verantwortung für seine Arbeit zu übernehmen.
    Aber natürlich auch die Fähigkeit Aufgaben zu deligieren, was auch nicht jeder
    kann.

    Leider ist gerade im Saarland diese Fähigkeit jedoch oftmals unerwünscht,
    denn „hier kocht der Chef noch selbst“ und ist der Zentrale Mittelpunkt seines Unternehmens. So dürfen alle dem Chef assistieren und zuarbeiten doch dass
    dieser etwa Aufgaben und Verantwortungen an den jeweils Fachkundigen abgibt (deligiert) ohne dem ständig dazwischen zu quatschen ist eher selten.

    Aus eigener Erfahrung habe ich zudem immer wieder festgestellt, dass einige GF’s
    garnicht fachkundig beraten werden wollen sondern im Saarland in vielen Branchen
    nur Leute gefragt sind die exekutiv aber bitte ohne selbstständiges denken/mitdenken was eher unerwünscht ist und vor allem ungern noch vernünftig bezhalt wird, das einfach auszuführen haben was der GF vorgibt, wer es wagt seinen GF zu beraten oder gar eine eigene Position mit Logik zu vertreten spielt bei einigen Firmen sogar mit seinem Job. Lieber werden die meinungslosen, dauergrinzer ausgesucht die zu allem ja und ahmen sagen und sich vorm Chef in den Staub werfen und brav tröge einfach nur das machen was der GF sagt, selbst wenn der einen Denkfehler macht und es der größte Blödsinn ist und der etwa grade sein Geld aus dem Fenster wirft. Traurig aber wahr!

    Wen wundert es also dass aus dem Saarland wohl niemals wirklich was werden wird und es wohl immer eine strukturschwache Region ohne wirkliche bedeutung,
    sondern einfach nur eine Provinz bleibt in der nur Vetternwirtschaft herrscht.
    Und bis auf einige wenige so habe ich als Selbstständiger festgestellt, sind selbst die meisten Unternehmer vom Kopf her keine Unternehmer, sondern nur einfache Arbeiter oder Angestellte mit einem kleinen Plus dran selbst wenns Akademiker sind. Es mangelt oftmals sogar am wirklichen Unternehmergeist und Ehrgeiz mehr aus seiner Firma machen zu wollen, und man scheut die Kosten sich anständig aufzustellen…

    Wenn ich schon so Sätze höre vom Chef einer Maschinenbaufirma also einer der Branchen wo angbelich das Rückrat der deutschen Industrie darstellt wie:
    „Nee, also neie kunne wolle ma eigentlich net han, weil mir han jo do so drei kunne für die schaffe ma als, wann mir noch en kunne dazu bekomme däte, ei dann müsste mir jo noch do ausbaue und weitere awetzplätze schaffe, nee, nee, das koscht jo dann widder Geld, mir sinn zufridde mit dem was mir do so han…!“ Auf meine Frage warum er nicht wachsen will und was er macht, wenn er mal einen oder sogar zwei seiner drei Kunden verliert, bekam ich die Antwort: „Ei dann mache mir dann do ewe de Lade zu und dann hat sich es und mir gehn ewe dann ach uffs Amt, awa warum solle mir noch no weitere Kunne gucke und uns nur meh awed uffhalse mir han jo drei für die man schaffe!“

    Und solche Argumentationen hab ich leider schon mehr als einmal gehört hier im Saarland ist also leider kein EInzelfall von GF’s eines Mittelständlers mit 100 Mitarbeitern, also wen wundert es mit der Einstellung, so sieht im übrigen auch die Arbeistmoral und die Zahlungsmoral aus und der Fisch stinkt bekanntlich immer
    vom Kopf her, dass aus dem Saarland niemals was wird, auch wenn echtes
    Potential da wäre?

  2. Hallo Christian,

    ich denke, es ist durchaus legitim, wenn ein Geschäftsführer das Risiko eines weiteren Wachstums nicht übernehmen will. Um hier inhaltlich etwas tiefer einzusteigen, empfehle ich das Modell des permanenten wachstums von Greiner. Da gibt es halt immer wieder Anpassungsphasen auf die viele Mittelständler keine Lust mehr haben.

    es will ja auch nicht jeder Angestellter Top-Manager werden und 60 Stunden die Woche arbeiten, oder?

    Ansonsten, wieder einmal toller Kommentar!

    Liebe Grüße

    Heiko

  3. Lieber Christian,

    ich mag grundsätzlich keine Pauschalierungen. Und landsmannschaftliche Ausgrenzungen halte ich für die Sedimentierungs überholter Vorurteile. Ich selbst habe im Saarland ein Unternehmen aufgebaut, das noch heute, 20 Jahre nach seiner Gründung und inzwischen mit dem 4. Gesellschafter, weltweit Maßstäbe setzt. Selbstverständlich kenne auch ich die Manager, die um 12 Uhr sich zum opulenten Lunch zurückziehen und dann für den Rest des Tages nicht mehr gesehen werden. Doch diese sind, wie in jedem anderen Bundesland, eine vernachlässigbare Größe. Ich glaube, im Saarland bestimmen erheblich mehr die noch aus der Montanzeit stammenden strukurellen Probleme die wirtschaftlichen Defizite als die Fähigkeit und Einsatzbereitschaft der Saarländer. Ich kenn auch den Satz „Hauptsach gutt gess, gutt gschaft hammer schnell“ aber diese Sprüche gibt es genauso in Köln, Düsseldorf und München. Stuttgart mag da eine einsame Ausnahme sein.

    Grüßgottle aus Siersburg
    Ihr Herbert Smetan

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