Lieferantenbewertung – Warum machen das so wenig Klein- und Mittelständische Unternehmen regelmäßig?

Lieferantenbewertung – Warum machen das so wenig Klein- und Mittelständische Unternehmen regelmäßig?

Vor einigen Wochen sagte einer unserer Neukunden: „Wenn ich gewusst hätte, wie gut das mit Ihnen klappt, dann hätten wir schon viel früher einmal zusammen gearbeitet!“

Im ersten Schritt freut man sich über eine solche Aussage, im zweiten Schritt überlegt man sich als Vertriebler natürlich, warum es im Vorfeld nicht gelungen ist, die Vorteile gegenüber unseren Wettbewerbern so hervorzuheben, dass der Kunde sofort sagt:
„Ok, lass es uns mal ausprobieren!“

Im Prinzip handelt man selbst oftmals ähnlich. Der Grund ist häufig Angst, dass es bei dem neuen Dienstleister oder Anbieter „noch schlimmer“ sein könnte als beim Alten. Zudem sind die Prozesse auch schon eingespielt und der Aufwand, jedem möglichen Anbieter erst einmal die Firmenphilosophie näher zu bringen, darf auch nicht unterschätzt werden. Dennoch: Wenn man zu sich selbst einmal ehrlich ist, ist es häufig einfach nur Bequemlichkeit und fehlende Konsequenz.

Im Automotivebereich ist es inzwischen bei den großen Herstellern und First Tier Suppliern absolut üblich, jedes Jahr 1-2 strukturierte Lieferantenbewertungen durchzuführen. Warum machen das so wenige Mittelständler? Ich habe diese Woche einmal ein solches Schema für uns entwickelt und möchte es Ihnen in diesem Blog präsentieren und auch zur Diskussion stellen. Ich weiß, dass viele meiner Leser aus dem produzierenden Umfeld kommen und sich mit so etwas wahrscheinlich noch besser auskennen als ich.

Ich habe mich hierbei der klassischen vier Kriterien „TKQM“ orientiert:

  1. Termintreue
  2. Kosten
  3. Qualität
  4. Management

Je nach Dienstleister oder Anbieter habe ich nun eine 15 Punkte Skala erstellt, die dem Schulnotensystem der Oberstufe entspricht: 15 Punkte = 1+, 14 Punkt=1,
13 Punkte=1-, 12 Punkte=2+ … usw..

Anhand dieser Skala wird jeder Zulieferer nun bewertet. Die ersten drei Kriterien ergeben sich nahezu von selbst. Unter „Management“  habe ich beispielsweise folgende Fragestellungen zusammengefasst:

a)    Unterstützt mich der Dienstleister/Anbieter auch strategisch, d.h. hilft er mir aktiv, mich gegenüber meinen Wettbewerbern zu differenzieren?

b)    Nimmt sich der Lieferant in jeder Hinsicht vorbildlich möglicher Reklamationen an und zeigt hierbei ein sehr hohes Engagement für die Findung der Ursache und Lösung?

c)    Ist der Dienstleister/Anbieter immer erreichbar, wenn man ihn braucht?

Am Ende bilde ich für jede der Kriterien eine Zwischensumme und gewichte sie gemäß der Relevanz für unser Unternehmen.

Jedes Unternehmen, das im Durchschnitt nicht mindestens 11 Punkte erreicht, wird auf den Prüfstand gestellt, indem ich einmal einen Wettbewerber teste und dessen Performance analog bewerte. Gleichzeitig teile ich meinem Lieferanten meine Ergebnisse mit, sage ihm, dass ich einmal einen Wettbewerber teste und bitte ihn gleichzeitig, an den entsprechenden Punkten besser zu werden.

Ich bin sehr gespannt darauf, zu welchem Ergebnis ich am Ende gelangen werde. Rein logisch gesehen müsste ich so einen Schritt weiter kommen:

  1. Mein bestehender Dienstleister weiß, dass ich einen Testauftrag an jemanden anderen vergebe.
  2. Mein bestehender Dienstleister weiß, anhand welcher Kriterien ich ihn messe.

Frage: Wird er deshalb schlechter oder besser arbeiten als zuvor?

Beim Schreiben dieses Artikels wurde mir schlagartig klar, dass auch einige unserer Kunden dies lesen werden. Daher freue ich mich natürlich noch mehr auf die Rückmeldung. Und diejenigen, die noch nicht Kunde sind, lade ich natürlich herzlich ein, uns einmal zu testen und ins Verhältnis zur bestehenden Personalberatung zu setzen.

Liebe Grüße

Heiko Banaszak

 

2 Gedanken zu „Lieferantenbewertung – Warum machen das so wenig Klein- und Mittelständische Unternehmen regelmäßig?“

  1. Sehr geehrter Herr Banaszak,

    ich glaube es liegt bei den meisten Kleinunternehmen nicht am „Wie“ sondern am „Warum“. Viele können mit der Lieferantenbewertung nichts anfangen bzw. wissen nicht so recht damit umzugehen. Den Unternehmen fehlt hier Aufklärungsbedarf und das Aufzeigen, „Was bringt mir so eine Lieferantenbeurteilung?“. Auch viele Großunternehmen beurteilen ihre Lieferanten nicht regelmäßig. Hier fehlen ebenfalls durchgängige Systeme.

    Viele Grüße
    Waldemar Barth

    1. Lieber Herr Barth,

      da stimme ich Ihnen vollkommen zu. Auch bei uns im Unternehmen ist das tatsächlich ein Instrument, das ich erst einmal in „gängige Praxis“ überführen muss.

      Ich glaube aber ganz fest daran, dass uns das weiterbringen wird, genauso wie ich daran glaube, dass auch andere Unternehmen daraus einen Vorteil ziehen könnten.

      Vielleicht helfen Sie mir ja ein bisschen beim „missionieren“ ;-).

      Liebe Grüße und „Danke!“ für Ihren Kommentar

      Heiko Banaszak

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