Ein Lob auf die inneren Schweinehunde!

Was würde die Beratungsbranche nur tun, wenn es die inneren Schweinehunde nicht gäbe?

Nach einer Studie des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU) e.V. zum Markt für Managementberatungen arbeiteten in Deutschland mehr als 87.000 Unternehmensberater in rund 13.850 Beratungsunternehmen. Diese haben den Branchenumsatz gegenüber 2009 um 6,9 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro gesteigert. Damit fiel das Branchenplus somit fast doppelt so hoch aus wie das Bruttoinlandsprodukt (3,6 Prozent).

Warum beschäftigen so viele Unternehmen Berater? Sicherlich: Oftmals macht der Einsatz von Beratern Sinn. Aber macht er das wirklich immer? Trauen einige Unternehmen ihren eigenen Mitarbeitern nicht zu, dass sie das Problem beherrschen? Hat man nicht damals die Mitarbeiter deshalb eingestellt, weil man von ihnen eigene Entscheidungen gewünscht und eine hohe Kompetenz erwartet hat? Oder versuchen sich einige Mitarbeiter durch den Einsatz von Beratern abzusichern, indem sie eine Studie in Auftrag geben, die ihnen im Misserfolgsfall den Job retten? Kann es vielleicht auch sein, dass man den Berater gerne mal bis nachts arbeiten lässt, um selbst die Möglichkeit zu haben, früher heimzugehen? Gutbezahlte Zeitarbeit also?

Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, weil ich nur meine Branche beurteilen kann.

Hier sieht es ähnlich aus: 2010 arbeiteten in der Branche der Personalberatungsunternehmen in Deutschland rund 5.250 Personalberater (+ 6,0 %) in rund 1.900 Beratungsunternehmen. Insgesamt waren 2010 rund 11.000 Mitarbeiter in der Personalberatungsbranche in Deutschland beschäftigt. Der Gesamtumsatz der Personalberaterbranche stieg in Folge um 18,2 Prozent auf 1,30 Milliarden Euro. Für das fast abgelaufene Jahr 2011 wird ein Rekordumsatz erwartet.

Was ich gerade in unserer Branche so interessant finde, ist, dass sehr viele Aufträge an Personalberatungen vergeben werden, die nichts anderes machen, als das Unternehmen auch tun kann: Eine Anzeige schalten und warten, ob sich jemand bewirbt.

Das war vor 10 Jahren auch der richtige Weg. Die Aufgabe des Beraters war es, das Bewerberhandling ordentlich durchzuführen und den passenden Mitarbeiter aus dem riesigen Stapel auszuwählen.

So etwas hat man heute noch, wenn man eine allgemeine kaufmännische Stelle ausschreibt. Da macht dieses Vorgehen auch heute noch Sinn.

Aber bei den Stellen, die wirklich schwierig sind, bekommt auch ein Personalberater nicht mehr Bewerbungen auf eine Stellenanzeige wie das Unternehmen auch. Sein Job liegt bei diesen Positionen also nicht auf der Auswahl-, sondern auf der Beschaffungsseite. Wenn das aber mit einer Stellenanzeige ginge, warum macht es dann das Unternehmen nicht gleich selbst?

Sehr häufig ist es der innere Schweinehund. „Das haben wir immer schon so gemacht, und wenn wir das jetzt ändern, dann habe ich die Arbeit ja auch noch zu erledigen. Nein! Das soll schön unser Berater weiter machen!“

Wenn das aber die einzige Legitimation für mein Geschäft wäre, wäre mir das als Personalberater zu wenig. Deshalb schalten wir heute kaum noch Printstellenanzeigen. Ich überlasse dieses Feld nahezu vollständig meinen Kunden. Wir haben uns schon vor Jahren auf die Direktansprache konzentriert. Ich will einen echten Mehrwert bieten, auch wenn ich selbst dafür häufig den eigenen inneren Schweinehund überwinden muss.

In jedem Unternehmen gibt es innere Schweinehunde, manchmal sogar personifiziert, meist jedoch als Teil der Persönlichkeit.

Wie wär’s mit zwei guten Vorsätzen fürs neue Jahr?

Vorsatz 1: Ich dulde innerhalb meines Unternehmens keine Effektivitäts- und Effizienzverluste, nur weil es bequemer ist!

Vorsatz 2: Ich freue mich zwar darüber, einen Auftrag zu erhalten, nur weil mein Kunde es bequem haben möchte. Mein Geschäftsmodell baue ich aber nicht auf diesem Mangel auf.

Ich habe mir diese beiden Vorsätze vorgenommen. Wie jedes Jahr! Mal sehen, wie lange ich sie selbst durchhalten kann.

Wie sieht es bei Ihnen aus? Was haben Sie sich vorgenommen? Lassen Sie es mich wie immer wissen.

Liebe Grüße

Heiko Banaszak

Ein Gedanke zu „Ein Lob auf die inneren Schweinehunde!“

  1. I just wanted to thank you for your time spent writing the posts that even newbies\ unprofessionals can read and understand. Continue writing!

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