Wenn’s Brei regnet, lass den Löffel auch mal stecken!

Unternehmen sollten sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren; nur dann erwirtschaften Sie nachhaltig überdurchschnittliche Gewinne.

So einfach das klingt, so schwer ist das im Unternehmen durchzusetzen bzw. durchzuhalten. Das liegt aus meiner Sicht vor allem daran, dass sich viele Führungskräfte und Mitarbeiter Gedanken über ihre Position am Markt machen und deshalb vergessen darüber nachzudenken, was sie eigentlich wirklich viel besser können als die Konkurrenz.

Gerade in Boom-Zeiten wie im Moment ist die Gefahr besonders groß. Derzeit bekommen wir als Unternehmen sowohl im Bereich Strategieberatung als auch im Bereich Mitarbeiterrekrutierung Anfragen von Unternehmen. Tenor: „Könnt Ihr das eigentlich auch?“.

Natürlich können wir das! In einem interdisziplinären Umfeld voll Akademiker, die Dienstleistung leben und lieben findet man immer jemanden, der das im Zweifel auch kann oder sich zumindest dazu berufen fühlt.

Als Unternehmer ist die Rechnung dann auch ziemlich einfach: Verdient man damit auch noch Geld?

Und „Ja!“, natürlich kann man damit Geld verdienen. Und warum sollte man es dann nicht einfach tun? Kernkompetenz hin oder her. Geldverdienen ist angesagt. „Wenn’s Brei regnet, sollte man die Löffel rausholen! Wer weiß, wie lange das anhält?“ heißt es dann landläufig.

Ich bin da gänzlich anderer Meinung. Gerade in Hoch-Zeiten läuft man intern immer gegen begrenzte Ressourcen. Man kann nicht alles machen. Zumindest nicht mit dem bestehenden Personalstamm. Also muss man auswählen: Was tut man? Das, was zuerst da war oder das, was wirklich sinnvoll ist?

Was passiert, wenn man Dinge macht, die man nicht so gut kann wie sein Kerngeschäft? Man kommt dem Kundenwunsch nach, liefert aber statt eines herausragenden Ergebnisses nur etwas „normal gutes“ ab. Der Glanz, für den man ursprünglich gefragt wurde, ob man das auch könne, verblasst. Das wirkt sich meiner Meinung nach langfristig auch auf das Kerngeschäft aus. Zudem muss man aus Kapazitätsgründen bestimmte Aufgaben, die zum Tagesgeschäft dazu zählen, ablehnen oder man läuft in Überkapazitäten hinein, die ein schnelleres und damit fehlerbehafteteres Arbeiten notwendig machen. Beides zahlt sich langfristig nicht aus.

Was wäre die Alternative? Personalanpassung nach oben!

Hier kann ich entweder jemanden fürs Kerngeschäft einstellen und jemand aus dem Kerngeschäft macht die „fremde“ Aufgabe oder ich stelle jemanden für die andersgelagerte Aufgabe ein.

Stelle ich jemanden fürs Kerngeschäft ein, bedeutet das, dass ich diesen einarbeiten muss bis er das Niveau des Mitarbeiters hat, den ich für das neue Projekt abgezogen habe. Beide werden nicht so arbeiten, wie der Kunde das erwartet hat. Deshalb erzeuge ich auf jeden Fall partielle Unzufriedenheit.

Stelle ich jemanden für die neue Aufgabe ein, habe ich ein großes Risiko, weil der neue Mitarbeiter noch nicht Teil meiner Unternehmenskultur ist und auch niemanden hat, der ihm wirklich beim Projekt mit Ratschlägen zur Seite stehen kann. Auch hier ist die Gefahr groß, dass man hinter den Erwartungen des Kunden zurück bleibt.

Egal wie: Wenn man fernab seiner Kernkompetenzen aktiv ist, ist die Gefahr, den Kunden zu enttäuschen, groß.

Deshalb: Was macht Sie wirklich stark? Was lässt Sie wirklich besser sein als Ihre Wettbewerber? Warum kaufen Kunden bei Ihnen und nicht woanders?

Was ist die treibende Kraft in Ihrer Wertschöpfung? Welche einander verstärkenden Fähigkeiten beherrschen Sie wirklich besser als Ihre Wettbewerber?

Wenn Sie das wissen, dürfen Sie nur Aufträge annehmen, in dem sie diese Vorteile auch wirklich ausspielen!

Warum ich überhaupt diesen Artikel schreibe? Weil ich mich mal wieder dabei erwischt habe, beinahe etwas zu tun, was nicht zu unseren Kernkompetenzen zählt. Nur dank eines Hinweises aus den eigenen Reihen hab ich den Löffel stecken lassen! Obwohl es Brei geregnet hätte!

Wie sehen Sie das? Hab ich richtig entschieden? Lassen Sie mich Ihre Sicht auf das Thema wissen.

Herzliche Grüße

Heiko Banaszak

P.S.

Als Lektüre zu diesem Thema empfehle ich Leinwand, Paul/ Mainardi, Cesare, Die Stärken des Unternehmens richtig nutzen, in: Havard Business Manager Sept. 2010, 72-80. Dieser ist auf Wunsch gerne bei mir einsehbar.

4 Gedanken zu „Wenn’s Brei regnet, lass den Löffel auch mal stecken!“

  1. Hallo Herr Banaszak,

    im Grunde stimme ich mit Ihnen überein. Man sollte und muss auch nicht alles machen. Wenn ein Unternehmen wie Sie plötzlich Apps fürs IPhone mit anbietet, nur weil der Markt in diesem Segment boomt, halte ich das für wenig sinnvoll. Zuviel Diversifizät schadet eher dem Unternehmen, gerade wenn man es mit dem eigenen Personal nicht abdecken kann.
    Andererseits kann man sich für kurzfristige Überkapazitäten ein Netz an freien Mitarbeitern stricken, die man bei Bedarf immer wieder ins Haus holt. Alles Fachleute für ihr Gebiet. So ist man für die sich ständig ändernden Marktgegebenheiten bestens aufgestellt und kann schnell und flexibel auf Kundenwünsche reagieren.
    Ich denke ein wenig über den Tellerrrand schauen und Neues ausprobieren schadet nie, solange man seine Kernkompetenzen nie aus den Augen verliert.

    Beste Grüße
    Simone Schäfer

    1. Liebe Frau Schäfer,

      Ich denke, dass macht Sinn, wenn das Vertrauen zwischen externem Partner und Unternehmen bereits aufgebaut ist. Ich muss wissen, dass derjenige, der in meinem Namen bzw. unter meine Flagge arbeitet MEINE Werte vertritt und nicht eigene Interessen verfolgt.

      Wenn das alles gegeben ist, macht das durchaus Sinn :-)

      Liebe Grüße

      Heiko Banaszak

  2. Ja, ich denke die Entscheidung war richtig. Nach meiner Einschätzung sollte man grundsätzlich die Finger von Geschäften lassen, die nicht mit den eigenen Qualitätsansprüchen geleistet werden können.

    Falls die Anfrage aber mit entsprechend höherem Aufwand sicher zu bewältigen ist, betrachte ich die Wirtschaftlichkeit auch aus mittelfristiger Perspektive. Diese Investition in Boom-Zeiten schafft dann nämlich zusätzliche Kompetenzen und erweitert mein Portfolio, was wiederum für schlechte Zeiten hilfreich ist.

    Grüße,
    Stefan Jung

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