Man müsste die Facebook-Nutzung verbieten!

Obige Aussage habe ich diese Woche aus dem Mund eines unserer Kunden gehört. Der Hinweis auf die vielen unproduktiven Stunden, die die Mitarbeiter auf Seiten wie Facebook, Wer kennt wen, Xing und anderen Social Media Seiten vom Arbeitsplatz aus verbringen, war der Anfang einer sehr interessanten Diskussion.

Wie soll ich mich als Führungskraft positionieren? Soll ich für eine offene Nutzung am Arbeitsplatz sein oder dagegen?

Ich persönlich habe mich klar positioniert: Ich bin für eine uneingeschränkte, offene Nutzung im Bürobereich! Warum möchte ich hier kurz darstellen:

Ähnliche Diskussionen haben seit Beginn meiner beruflichen Laufbahn tatsächlich schon zweimal stattgefunden:

Das erste Mal war bei der offenen Nutzung des Telefons. Bei meiner ersten Arbeitsstelle musste ich mir noch ein Amt an der Telefonzentrale geben lassen, um „raus“ zu telefonieren. Ohne diesen Umweg waren ausschließlich interne Gespräche erlaubt. Man hatte Angst, dass die Mitarbeiter ständig privat telefonieren und was war das Ende der unzähligen Diskussionen?

Gibt es heute noch Büroarbeitsplätze, bei denen das Telefonieren eingeschränkt ist?

Das zweite Mal war die Nutzung des Internets. Wer bekommt einen Internetanschluss und wer nicht? Wer erhält eine E-Mailadresse und wer nicht? Wenn wir jedem einen Internetanschluss geben würden, dann sind die von morgens bis abends im Internet am surfen und niemand schafft mehr was! Und private Mails? Wo kämen wir denn da hin? Dauernd nur Witzmails und unsinnige Powerpoint-Präsentationen! Und heute?

Gibt es heute noch Büroarbeitsplätze ohne Internetanschluss und Mitarbeiter im Büro ohne eigene Mailadresse?

Eine Umfrage von Robert Half Technology aus 2009, bei der 1400 CIOs (Chief Information Officers) amerikanischer Unternehmen befragt wurden, zeigt ein ähnliches Bild:

  • 54 % verbieten absolut die Nutzung
  • 19 % erlauben es nur für berufliche Zwecke
  • 16 % erlauben die begrenzte, private Nutzung
  • 10 % haben keinerlei Auflagen
  • 1 % der Teilnehmer konnte die Frage nicht beantworten.

Klar: Social Media bedeutet Zeitverlust und damit zunächst einmal Produktivitätsverlust!

Aber: 30 Prozent der Nutzer von Facebook beispielsweise nutzen das Angebot heute über Smartphones, d. h. internetfähige Mobiltelefone. Was bringt es dann, wenn ich im firmeneigenen Netz den Zugriff auf Facebook verbiete?

Und überhaupt: Gibt es nicht auch viele positive Effekte?

Muss ich meine Mitarbeiter nicht vielmehr motivieren, im Web 2.0 aktiv zu werden, so dass die den Umgang damit erlernen. Nur so sind sie gerüstet, wenn irgendwann einmal Web 3.0 vor der Tür steht und dann die Überlebensfähigkeit Ihres Unternehmens genau von der Fähigkeit Ihrer Mitarbeiter abhängt, mit dieser neuen Technologie umgehen zu können.

Eine Nutzung durch Mitarbeiter hat aber auch schon heute Vorteile. Viele davon fallen aber erst auf den zweiten Blick auf:

Nutzen Sie Ihre Mitarbeiter als Multiplikatoren!

Ich bitte beispielsweise meine studentischen Mitarbeiter, über das Social Media Netzwerk zu posten, dass wir für eine Studie noch weitere studentische Mitarbeiter benötigen. Besser kann ich diese Zielgruppe nicht erreichen!

Nutzen Sie Ihre Mitarbeiter, um Personalmarketing für Ihr Unternehmen zu betreiben!

Nicht nur Personalchefs, Geschäftsführer und Unternehmer googeln Bewerber, auch potenzielle Mitarbeiter googeln Unternehmen. Ist das Unternehmen in Social Media Angeboten nicht aktiv oder ist nachzulesen, dass die Nutzung nicht erlaubt ist, kann dies Bewerber abschrecken. Positiv können Sie das nutzen, in dem Sie Ihre Mitarbeiter bitten, über besonders gute Dinge aus ihrem Berufsalltag aktiv zu berichten. Oft bietet der Arbeitgeber viele Annehmlichkeiten für die Mitarbeiter, welche nicht nach außen kommuniziert werden. Hier hat man die Möglichkeit diese Angebote einer größeren Zielgruppe mitzuteilen. Finden Bewerber solche Einträge, dann beugt das dem Fachkräftemangel von morgen vor!

Lassen Sie Ihre Mitarbeiter Wissen gewinnen!

Social Media bedeutet auch das Teilen von Wissen. Wird es gezielt beruflich eingesetzt, kann dies einen ungeheuren Mehrwert für das eigene Unternehmen bedeuten. Meine „Freunde“ haben mir schon fachliche Fragen beantwortet, auf deren Antwort ich so schnell nicht gekommen wäre!

Zeigen Sie, dass Sie eigenverantwortliche Mitarbeiter eingestellt haben!

Jeder Chef wünscht sich eigenverantwortliche Mitarbeiter. Sie haben den damaligen Bewerber doch genau deshalb eingestellt, weil Sie ihm das zugetraut haben. Warum möchten Sie ihm dann die Nutzung verbieten? Beweisen Sie ihr Vertrauen in Ihre Mitarbeiter!

Es gibt natürlich noch mehr gute Gründe, die für eine Nutzung sprechen. Allerdings auch einige dagegen.

Ich empfehle, über eine interne Nutzungsrichtlinie nachzudenken. So könnte man zum Beispiel eine Nutzung erlauben, wenn Auflagen akzeptiert werden. Das könnten zum Beispiel sein:

  1. Auch unternehmensrelevante Nachrichten im Sinne eines zielgerichteten Marketings im Netzwerk verbreiten.
  2. Die berufliche Nutzung ebenfalls zu forcieren. Zum Beispiel um relevante News aus dem Arbeitsbereich zu filtern und firmenübergreifende, fachliche Netzwerke aufzubauen, in denen Wissen ausgetauscht wird.
  3. Keine Herausgabe von Interna, die nicht in die Öffentlichkeit gehören.
  4. Ausschließlich positive Postings und Informationen über das Unternehmen verbreiten.

Durch solch eine Policy ließe sich also für beide Seiten ein enormer Vorteil generieren.

Da ein grundlegendes Verbot wie auch schon beim Telefon oder dem Internet als solches in der Vergangenheit keinen Sinn gemacht hat, glaube ich, dass es auch keinen Sinn macht, Social Media aus dem Unternehmen auszusperren.

Sie können es eh nicht verhindern! Gehen Sie aktiv damit um und ziehen Sie selbst einen Nutzen daraus!

Übrigens: In von Kunden frequentierten Bereichen halte ich ein Verbot jedoch genauso angebracht wie in der Produktion. Private Smartphones haben – wie Handys auch – hier nichts zu suchen. Hier würde ich außerhalb des Blickfeldes möglicher Kunden einen öffentlichen PC aufstellen, der gerne in Pausen auch für das Surfen genutzt werden kann. So können die Mitarbeiter wenigstens die Nutzung erlernen!

Wie ist Ihre Meinung? Lassen Sie es mich wissen!

Ihr

Heiko Banaszak

2 Gedanken zu „Man müsste die Facebook-Nutzung verbieten!“

  1. Hallo Herr Banaszak,
    da bin ich genau Ihrer Meinung. Auch wir empfehlen meist den vollen Zugriff. In Amerika werben einige Unternehmen ja bereits in Stellenanzeigen damit, dass sie vollen Zugriff auf Social Media Plattformen gewähren.
    Allerdings sollten zeitgleich unbedingt unternehmensinterne „Spielregeln“ sprich „Social Media Guidelines“ für die Mitarbeiter eingeführt werden. Die Mitarbeiter müssen wissen, welche Informationen sie kommunizieren dürfen und welche nicht. In größeren Unternehmen ist das ja bereits Standard, nicht zuletzt, weil auch rechtliche Aspekte hier eine wichtige Rolle spielen.

    Das kann übrigens positiv wie negativ sein. Mitarbeiter sind froh für Hinweise, welche Informationen intern bleiben sollen und freuen sich über genaue Vorgaben, welche Informationen kommuniziert werden dürfen.
    Wir hatten bereits einige Fälle, in denen ein gemeinsames Mitarbeiter-Gespräch über die Möglichkeiten des web 2.0, und ein offenes Gespräch über (auch von der GF unterstütze) Aktionen in der privaten Nutzung, unmittelbare Umsätze über die Social Media Kanäle zur Folge hatte.

    Aber Achtung: Werbung kann man seinem Freundeskreis nur sehr dosiert zumuten. 😉 Das gilt auch für Mitarbeiter-Anweisungen in diesem Bereich…

    Weiterhin viel Erfolg mit Ihrem Blog!

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